Langsam ist das neue schnell

autobahn tacho

Langsam dem Ziel entgegen

Entschleunigung auf der Autobahn: „Heute fahren wir mit nur einer halben Tankfüllung zurück nach Hamburg“, sagt Dirk als wir in Berlin auf die Autobahn fahren.  „Du meinst, wir rasen nicht?“ Dirk gehört zu denen, die das Tempo mögen und sich lieber aus einer Situation heraus beschleunigen, als hinter anderen Wagen her zu rollen. Doch seit wir in Italien in einem Tunnel unverschuldet in einen Unfall verwickelt wurden, setze ich mich selbst nicht mehr gern hinters Steuer und überhaupt am liebsten in die Bahn. Und lässt es sich nicht vermeiden, neben Dirk auf dem Beifahrersitz Platz nehmen zu müssen, stresst mich sein Fahrstil.

Doch jetzt stellt er den Tempomat auf 120 km/h, und wir rollen mit einem Verbrauch von 6,5 l auf 100 km dahin. Ich schaue raus, entdecke weiße Blumen zwischen Bäumen, und als die Sonne durch Wolkenlücken scheint, fange ich an die Fahrt zu genießen. So wie früher die Reisen mit meinen Eltern nach Portugal. Wir haben stets drei Tage für die Strecke gebraucht, die andere in 24 Stunden gemacht haben. Denn mein Vater hat unsere Audi 80 konstant 110 km/h über die Autobahn pilotiert, und wurde er doch mal schneller, rief meine Mutter sofort aufgeregt: „Hansi!“. 

„Sag mal, wie viel Benzin sparen wir so eigentlich?“ „Bei 140 Stundenkilometern würde der Wagen auf 100 Kilometer etwa einen Liter mehr verbrauchen, wir sparen also ungefähr drei Liter auf der Fahrt, knapp fünf Euro.“ „Oh, das ist ja nicht gerade viel. Aber, weiß du was? Das ist unsere erste Entschleunigung auf einer gemeinsamen Reise. Das gefällt mir.“

An der nächsten Tanke halten wir, und ich kaufe ein Cuja Mara Split und ein Magnum-Mandel. Für die beiden Eis verlangt die Kassiererin 4,20 Euro. Zwanzig Stundenkilometer weniger als sonst – und schon habe ich Urlaubsgefühle.