Aus der Wissenschaft: Warum Reisen glücklich macht

Strandkörbe auf Juist

Wie lange dauert es, bis ein auf den Meeresgrund abgesunkener, toter Wal verrottet ist? Welchen Einfluss hat das Abspielen von Country Musik im Radio auf die Selbstmordrate in amerikanischen Städten? Stimmt es, dass sich der tropische Prachtkäfer bevorzugt mit braunen Bierflaschen paart? Haben Männer, die Staub saugen, tatsächlich mehr Sex? Es gibt so viele – vorsichtig formuliert – befremdliche wissenschaftliche Forschungsarbeiten, dass in Berlin die Hans-Maulwurf-Universität für Sinnlose Studien gegründet wurde. Und im ersten Moment schien es, als wäre die Arbeit von Dr. Jessica de Bloom auch an der Berliner Fake-Uni ersonnen worden, denn das Abstract dazu trägt den Titel: „Urlaub macht gesund und glücklich.“

De Bloom, Jahrgang 1983, ist Wissenschaftlerin an der Uni von Tampere in Finnland. Sie arbeitet am Institut für Psychologie, ihr Forschungsgebiet: Positive Psychology and it’s Application to Health, Recovery from Illness. Und auch wenn diese Angaben auf Academia seriös wirken, haben wir doch befürchtet, nur  eine weitere, vermeintlich wissenschaftliche Bestätigung für einen Sachverhalt zu lesen, der längst bekannt ist und keiner Untermauerung bedarf.

Aber was de Bloom herleitet ist interessant. Demnach seien Menschen, die ihr Geld für persönliche Erfahrungen ausgeben, etwa für einen Konzertbesuch, einen Familienausflug oder einen Urlaub, glücklicher als solche, die materielle Dinge kaufen wie Schmuck, Kleidung oder Unterhaltungselektronik. Der Grund liege in der „fehlenden Vergleichbarkeit“. De Bloom: „Anders als den Designeranzug oder die teure Armbanduhr kann man einen Tauchurlaub am Roten Meer schwerlich dem Städtetrip des Kollegen nach Barcelona gegenüberstellen.“

Zudem lassen sich aus der Arbeit der Wissenschaftlerin vier Tipps für einen erholsamen Urlaub ableiten:

1. Dauer: Mehrere kürzere Reisen sind wirkungsvoller als eine lange, denn einmal drei Wochen Sommerferien reichen nicht aus, um ein Jahr harte Arbeit zu kompensieren.

2. Freiheit: Es ist wichtig, im Urlaub selbstbestimmt zu handeln. Wer Termine einhalten muss, weil eine Führung beginnt, der Bus abfährt, das Essen pünktlich serviert wird, empfindet Reisestress. Den empfindet man auch, wenn man auf Reisen tun soll, worauf man eigentlich keine Lust hat (etwa dem Partner zu Liebe in Australien mit dem Rad zu fahren). Psychologin de Bloom sagt, 17 Prozent der Reisenden fühlen sich im Urlaub schlechter als vorher.

3. Bewegung: Wer in den Ferien aktiv ist, für den vergeht die Zeit zwar wie im Flug. Doch in der Rückschau fühlt sich die erlebnisreiche Reise erfüllter an als eine, die man dröge am Strand liegend verbracht hat.

4. Abreise: Koffer packen nervt und kann die Urlaubsfreude nachträglich vergällen. Deshalb lautet die Empfehlung, solche Arbeiten am vorletzten Ferientag zu erledigen. Und den letzten genießen. Es macht auch Sinn, am letzten Tag den Urlaub einfach noch einmal Revue passieren zu lassen.

Okay, Punkt 3 – das subjektive Zeitparadox – hat uns jetzt nicht sooo überrascht. Aber die anderen Tipps, besonders die Punkte 2 und 4, werden wir beherzigen.

Ach so. Wer sich fragt, was es mit den eingangs beschriebenen Forschungsarbeiten auf sich hat: Die wurden tatsächlich beendet. Von einem versunkenen Walkadaver sind nach etwa drei Monaten nur noch die Knochen übrig, die wiederum brauchen etwa 80 Jahre um zu zerfallen. Tatsächlich nimmt in amerikanischen Städten die Zahl der Selbstmorde zu, je mehr Country-Musik im Radio gespielt wird. Ja, der Käfer liebt (kleiner Kalauer) Bierflaschen, wahrscheinlich wegen des Aromas. Und Männer, die gern vögeln, sollten mehr Hausarbeiten übernehmen. Frauen schätzen das…