Skilift an der Gereizten Alpe

Double Room with a view. Das Hotel Pacheiner auf der Gerlitzen-Alpe bei Villach – ein Haus mit vielen Sternen

Skilift am Hotel Pacheiner

Blick auf Villach

Ein Paar auf Reisen: Aussichtshotel „Pacheiner“ – mit Blick auf die Piste und Villach

Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Wie die Sterne einer fernen Galaxie glitzern unter uns die Lichter Villachs. Die Stadt liegt auf einer Höhe von etwa 500 „Metern über der Adria“ – so die österreichische Angabe, die bis auf wenige Zentimeter der üblichen „Meereshöhe“ entspricht. 1400 Meter über Villach thront auf der runden Kuppe der Gerlitzen-Alpe unser Hotel, das „Pacheiner“. Wir blicken aus dem Fenster in die Dunkelheit. Grau zeichnen sich im schwarzen Himmel die Berge ab: Karawanken, Hohe Tauern, irgendwo in der Ferne mitten drin der Großglockner. Doch es ist zu finster, um den höchsten Berg Österreichs auszumachen. Und genau deshalb sind wir hier – weil es so dunkel ist.

„Was die Lichtverschmutzung betrifft“, sagt der Astronom Hans Koechl jetzt, „gibt es in Österreich Gebiete, die noch dunkler sind. Aber die sind nicht so gut zugänglich. Hier oben ist die Luft zudem sehr rein, das garantiert eine besonders klare Sicht, vergleichbar nur mit manchen Wüstenorten.“ Koechl lächelt beseelt. Man sieht ihm an, dass er die Sterne liebt.

Hans Köchel erklärt uns die Sterne   das Okular der Sternwarte

Plato – ein Krater auf dem Mond  Jupiter  – ein Foto von Hans Köchel

Der Mann, der die Sterne liebt: Hans Koechl ist Astronom und Fotograf. Er hat uns von der wohl besten Privat-Sternwarte Österreichs den Mond gezeigt, Sterne und Planeten wie den Jupiter (danke auch für die wirklich beeindruckenden Fotos!)

Diese Zuneigung erklärt, warum er sofort zugesagt hatte als wir jemanden suchten, der uns den Himmel über dem Gletscher erklärt. Hans – ab 1000 Höhenmetern duzt man sich – fuhr die verschneite, windungsreiche Passstraße hinauf, begrüßte uns kurz beim Abendessen und ging dann das Teleskop einrichten. Jetzt stehen wir im Seminarraum des Hotels, der in keinem Ranking aussichtsreicher Konferenzzimmer fehlen darf, und lassen uns erklären, was wir gleich sehen werden: den Jupiter, vielleicht sogar seinen großen roten Fleck, auf jeden Fall seine größten Monde, die Venus und die Mondoberfläche, so detailliert, wie wir sie noch nie gesehen hätten.

Mondkrater wie beim Landeanflug

Denn das ist das besondere an diesem Hotel: Das Pacheiner verfügt über ein High-Tech-Fernrohr. Allein das hochempfindliche Spiegelteleskop mit computergesteuerter Nachführ-Mechanik, die dafür sorgt, dass ein einmal fixiertes Objekt immer im Fokus bleibt, hat einen Wert von rund 150.000 Euro. Zudem wurden mehrere Cyber-Ports eingerichtet, so dass man Kameras und Laptops vom Seminarraum und sogar von einigen Hotelzimmern aus mit der sensiblen Optik verbinden kann. Man muss gar nicht in der kalten Kuppel frieren, um die Sterne zu sehen. Wir aber ziehen jetzt unsere Daunenjacken an und gehen hinauf – ins Herzstück der wohl leistungsstärksten privaten Sternwarte Österreichs.

das Pacheiner  der Seminarraum mit großartigem Ausblick

die Sternwarte des Pacheiner  Petra und Franz Pacheiner

Dem Himmel ganz nah: 1900 Meter über der Adria liegt das Pacheiner mit der weithin sichtbaren Kuppel der Sternwarte. Mit diesem Haus haben sich Petra und Franz ihren Hotel-Traum erfüllt 

Erst vor wenigen Wochen hat das Alpinhotel wieder eröffnet. Seine Ursprünge reichen bis in die 1920er Jahre zurück, kurz nach Fertigstellung der Seilbahn auf den Berg wurde der Gasthof erbaut und ist seither im Familienbesitz der Pacheiners. Jetzt haben Petra und Franz, der Zweite, dessen Sohn natürlich auch Franz heißt, das historische Haus um einen smarten Anbau im Stil moderner Alpen-Architektur erweitern lassen. Naturstein und Schiefer, Stahl, Glas und Zirbenholz. Viel rechte Winkel und noch mehr Weite. Es gibt in der Welt nur wenige Hotelzimmer, aus denen man so einen Blick hat.

Franz, der Zweite, und der rechte Winkel

Wir stehen auf der Plattform neben der Kuppel, unter uns glitzert die Stadt, über uns funkeln die Sterne. Sie tun es in einer Intensität, die einen Laien wie mich bezaubert. Und Sterngucker wie Hans auch. Er ist richtiggehend aufgeregt. Denn keine noch so kleine Wolke ist zu sehen. Und nach den starken Winden der letzten Tage scheint die Luft bereinigt, nur der Atem steht uns in kleinen Wattebauschen vor dem Mund. Und es beginnt das Abenteuer Weltraum.

Blick von der Plattform der Sternwarte in den Himmel

Perfekt für Nachtschwärmer: Hier oben kann man sich nur in die Sterne vergucken

Ich habe schon von vielen Orten aus das Firmament beobachten dürfen, etwa von einem Felsplateau bei Sedona in Arizona, dem Seelenort aller Hobby-Astronomen, die da nicht nur einen perfekten Himmel finden sondern auch Spiritualität. Oder von einem Hügel in der australischen Simpson-Desert, wo sich die Dunkelheit so unerbittlich zeigte wie die „Mozzies“ – so nennen die abkürzungsverliebten Australier die Mücken. Und doch nimmt einem der Anblick hier in den Bergen den Atem. Was an der Höhe liegen mag. An der Kälte. An dem Gefühl, der glitzernden Weite da oben irgendwie näher zu sein, selbst wenn das – in Relation zu astronomischen Distanzen – kaum messbar sein dürfte. Und sicherlich liegt es auch an der hochmodernen Technik. Der Mondkrater Plato wirkt so nah als hätte ihn jemand aus Gips nachgebaut.

Andromeda, Jupiter und Plato

Eine Stunde lang sind wir der Unendlichkeit ganz nah, sehen Jupiter, seine Monde, Venus und Andromeda. Und verlassen ziemlich durchgefroren und gleichermaßen beglückt die Kuppel, aus der uns Hans verabschiedet hat. Er kommt nicht mit runter, er müsse mehr Fotos machen. „Ich bleibe noch ein paar Stunden. So einen Himmel muss man ausnutzen. Diese Anlage sowieso.“ Der Freizeit-Astronom aus Villach verfügt zwar selbst über ein leistungsstarkes Teleskop. Doch: „Das hier ist ein Traum.“

Franz und Dirk im Gespräch   kuschelige Betten im Pacheiner

Sauna mit Ausblick   Petra serviert uns Wein zum leckeren Essen

Ein Haus nicht nur für Sterne-Gucker, auch für Design-Liebhaber, Sauna-Fans und Genießer 

Ein Hotel nur für Sterngucker? Das Pacheiner zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es direkt auf der Ski-Piste liegt, man kann morgens ganz für sich abfahren, noch bevor die Lifte den Betrieb aufnehmen. Für die Sommerzeit aber hat Franz, der Zweite, der selbstverständlich nur von mir so genannt wird, und ein sehr sympathischer Gastgeber ist, noch eine besondere Zielgruppe im Blick. Neben Wanderern, Bikern und Erholungssuchenden, für die es bereits eine kleine Wellness-Abteilung mit aussichtsreicher Sauna und bald auch Pool gibt: die Modellflieger. Segelflugzeuge bis fünf Meter Spannweite – Motorflieger sind nicht erlaubt – können hier bei jeder Windrichtung starten und landen. Wer sein „Spielzeug“ dabei zu hart aufsetzt, findet in der hoteleigenen Werkstatt alles für die nötige Reparatur.

Mehr Sterne als jedes Luxus-Hotel

Uns hat der Blick süchtig gemacht. Zurück aus der Kuppel im Zimmer stehen wir noch einen Moment hinter dem bodentiefen Fenster, genießen die aufsteigende Wärme der Fußbodenheizung und schauen hinaus in die Dunkelheit. Warum beeindruckt uns dieser Blick so? Weil wir in die Zeit sehen, denn so mancher Stern ist längst erloschen, wenn uns sein Licht erreicht? Weil wir irgendwie ahnen aber nicht wahr haben wollen, dass wir ganz schön einsam sind auf unserer blau-weißen Arche-Noah? Wie viele Sterne hat dieses Philosophie-Hotel? Es müssen unzählige sein.

Was uns gefällt

Sie sagt: Der Blick ins All hat mich tief berührt. Sterne kamen mir bisher immer weit weg vor, fast abstrakt. Plötzlich aber wirkte der Himmel so lebendig. Und auch wenn man nicht weiß, wo da draußen Leben ist, in welchem Stadium es sich befindet, ich kam mir nicht einsam vor. Toll ist aber auch der Blick aus der Sauna…

Er sagt: Okay, die Sternwarte ist phänomenal. Mich hat auch die Lage bezaubert, dieses Über-der-Welt-sein, die unglaubliche Ruhe, die Dunkelheit. Zudem ist das Pacheiner ein sehr modernes Hotel, luftig, licht, sehr hell.

ein traumhafter Sonnenuntergang

Und über allen Gipfeln ist noch ruh: Sonnenaufgang. Für Ski-Fahrer eignet sich das Alpin-Hotel Pacheiner besonders, weil man auf die Piste kann, noch bevor die Lifte starten. Man hat den Hang für sich allein. Vorausgesetzt man kann. Susanne und ich können nicht. Deshalb besuchen wir einen Ski-Kurs. Es beginnt mit Hightech: Ein Computer hilft bei der Zusammenstellung der Leih-Ausrüstung. Danach kommt eine lange Phase der Demut, Fünfjährige machen uns vor wie es geht. Wir lernen Kurven („Hand auf’s Knie“, ruft Skilehrer Julian), dem Material zu vertrauen („lehnt euch ruhig weit nach vorn“) und fahren am späten Nachmittag – nach drei Stunden mit verdammt wenig Fortschritt – durchgefroren zurück ins Hotel. Wir haben eine Ahnung davon bekommen, wie es geht. Es hat viel Spaß gemacht…

Susannes erste Skistunde – die Knirpse sind nur leider viel schneller..   auch Dirk müht sich in den Kurven noch etwas....

nach der Stunde sind wir zu scherzen aufgelegt   glücklich nach unserer Skistunde machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel

der Skilift glitzert im Gegenlicht

Abends fahren die Seilbahnen nur noch das goldene Sonnenlicht auf den Berg

Alpinhotel Pacheiner, Pölling 20, A-9520 Gerlitzen, Tel. 0043-4248-2888, www.pacheiner.at

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Hinweis: Die Recherchereisen für diesen Blog werden zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien, Reedereien und/oder PR- bzw. Tourismus-Agenturen. Unsere journalistische Freiheit bleibt davon unangetastet. Wir danken Petra und Franz Pacheiner vom Alpinhotel Pacheiner und dem tollen Team von Maro & Partner.