vor dem Spiel ist nach dem Spiel

Meisterschaft auf dem Wasser: WM-Talk mit Experten auf dem Kreuzfahrtschiff “Europa 2″

Die MS Europa2 im Hafen von Wismar
Weißes Schiff in roter Stadt: Die “Europa 2″ im Hafen des Backstein-Meisterwerks Wismar

 Wie bringt man ein Groß-Ereignis wie die Fußball-Weltmeisterschaften 2014 an Bord eines Schiffes? Hapag-Lloyd Kreuzfahrten setzt auf Experten-Talks und lädt prominente TV-Moderatoren und Ex-Spieler ein. Wir erleben die ersten Spiele auf der mondänen “Europa 2″

Ein Reisebericht von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

„Na, das also ist die Ruhe vor dem Sturm“, frotzelt Jörg Wontorra als er das Theater des Luxus-Kreuzfahrtschiffs Europa 2 betritt. Gut zur Hälfte gefüllt ist der Show-Room. Der erfahrene Fernseh-Mann nimmt es mit Humor. „Das liegt wahrscheinlich am Konkurrenz-Programm.“ Und auch wenn eine Spur Sarkasmus in der Bemerkung steckt, so falsch ist sie gar nicht: Ein Gitarren-Duo spielt klassische Musik, in den Restaurants sitzt man noch bei Kaffee und Digestif, einige Gäste haben sich nach draußen begeben – und genießen einen milden Juni-Abend mit Gesprächen oder eine Partie Backgammon, die Sonne scheint, die Ostsee glitzert, es gibt offenbar so manche Alternative zum WM-Auftaktkick zwischen Kroatien und Brasilien.

Auf jedem anderen Kreuzfahrtschiff würde ein WM-Programm, wie es Hapag-Lloyd Kreuzfahrten für seine Schiffe Europa und Europa 2 gestartet hat, wohl ein echter Kabinenfeger sein: Bekannte Fernsehmoderatoren, Spieler und Trainer diskutieren vor, während und nach ausgesuchten WM-Spielen über Teams und Titelchancen. Live auf den Schiffen. Auf der Europa leitet Fernseh-Mann Jochen Sprentzel durch das Programm der nächsten Wochen, auf der Europa 2 übernimmt Jörg Wontorra diese Aufgabe. Und er macht bereits am ersten Abend das erste learning: Der Gast eines Luxusschiffes ist eigen.

Europa2_WM_Schild_pushreset  Jörg Wontorra auf dem Weg ins Theater
Experten live an Bord: Ankündigung für den Abend und ein Gaststar zum Anfassen – Jörg Wontorra

Für eine Kurzreise über die Ostsee gehen wir in Kiel an Bord der Europa 2. Wir wollen erleben, wie man eine Fußball-WM auf einem Schiff inszeniert. Dazu treffen wir bereits am ersten Abend das wichtigste Triumvirat des Schiffes – Entertainmentdirektor David Wilms, Cruise Direktor Frank Meikofski und Hotel Manager Frank Neumann. Die drei sorgen seit Februar für die Voraussetzungen: dass auf der großen Leinwand im Theater des Schiffes das TV-Programm sicher läuft, dass auch die Zweit-Spiele an Bord gezeigt werden können, sie haben grünen Kunstrasen auslegen lassen und den Kellnern witzige Europa 2-Trikots im klassischen Design der deutschen Nationalmannschaft schneidern lassen. Es steckt viel Vorbereitung in dem Programm.

Der Gaststar kommt erst am zweiten Tag an Bord, in Wismar. Die Europa 2 liegt quasi mitten in der Stadt, die für ihre Backsteingotik berühmt ist. Ein Hafenfest ist in vollem Gang, der Bürgermeister überreicht dem Kapitän eine Plakette für den Erstanlauf. Und zur Abreise bauen sich die Mitglieder eines Traditionsvereins in historischen Uniformen auf und schießen eine Salut in den Himmel. Am Abend dann beginnt die erste Veranstaltung – Fußballstars zum Anfassen.

Immer zum Scherzen aufgelegt – Jörg Wontorra

Jörg Wontorra hat sich seine Gesprächspartner selbst ausgesucht, es sind jene Fußball-Experten, mit denen er auch in der Sendung „Doppelpass“ immer wieder die Bundesliga analysiert. Auf die Bühne kommen: Rainer Bonhoff, Ex-Nationalspieler und Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach, Horst Heldt, Ex-Nationalspieler und Manager bei Schalke 04, und Heribert Bruchhagen, Präsident von Eintracht Frankfurt. Und hatten wir anfangs befürchtet, dass so ein Gespräch erfahrener Fußball-Männer leicht in eine schon sehr expertige Diskussionsrunde um Viererketten und Abseitsfallen ausarten könne (und somit vielleicht etwas zu ernst werden könnte für unsere Yoko-und-Claas-Zeiten), so belehren uns die Herren bald schon eines besseren.

Wontorra weiß aus dem FF, wie man ein solches Gespräch mit frechen Fragen und stichelnden Bemerkungen würzt, damit die Stimmung locker wird und das Publikum auch auf seine Kosten kommt. Da verlangt er etwa von seinen Gesprächspartnern, dass sie ein paar Euro ins Phrasen-Schwein werfen, wenn sie anfangen über Fußballglück und Schiedsrichterwillkür zu räsonnieren. Da spielt er auf die Spieler- und Masseur-Transfers zwischen den verschiedenen Mannschaften an, für die ein jeder seiner drei Gäste jeweils steht. Und er macht den einen oder anderen Scherz über den Altersdurchschnitt der Passagiere an Bord der Europa 2. Wofür er sich allerdings besonders viel Gelächter einfängt, ist der weit über 60-jährige Wontorra doch gefühlt deutlich älter der Durchschnittsgast dieser WM-Kurz-Reise.

Talk-Runde: Fußballexperten  Geschmückte Piano-Bar

Deko-Wahn: Fußbälle hängen auch von der Decke  vor dem Spiel ist nach dem Spiel
Experten an Bord: Jörg Wontorra, Rainer Bonhoff, Horst Heldt und Heribert Bruchhagen

Am Ende gewinnt Brasilien eher glücklich gegen Kroatien. Allerdings waren die Brasilianer die überlegene Mannschaft, haben alle Tore gemacht. Jeder der vier Experten auf der Bühne hatte auf einen Sieg der Selecao getippt und somit die Berufung in dieses Runde gerechtfertigt, nur Rainer Bonhoff lag mit seiner Vorhersage genau richtig. 3:1. Und so endet der erste WM-Talk-Abend mit dem Gefühl, eine gute Mischung erlebt zu haben – man hat echten Experten zugehört und wurde gut unterhalten. So kann es weiter gehen.

Später begleiten wir die Experten noch in die Sansibar, ins Lokal auf Deck 8 am Heck des Schiffes. Hier mischen sich Publikum und Experten. Rainer Bonhoff erklärt noch einmal, warum er davon überzeugt ist, dass diese Fußball-WM die letzte des Jogi Löw sein wird, und Jörg Wontorra scherzt über den Lager-Koller, den zu bekommen er befürchte, da er von nun an fast fünf Wochen an Bord des laut Berlitz Cruise Guide besten Kreuzfahrtschiffs der Welt sein wird. Das Publikum hatte ihm sein „Mitleid“ bekundet mit lauten Ohhh-Rufen und herzlichen Lachern. Dem Fernsehprofi gefiel die Reaktion der Gäste. „Ich bin mir sicher, wir werden noch eine gute Zeit haben.“

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Feuerwerk_pushresetHinweis: Die Recherchereisen für diesen Blog werden zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien, Reedereien und/oder PR- bzw. Tourismus-Agenturen. Unsere journalistische Freiheit bleibt davon unangetastet. Wir danken Hapag-Lloyd Kreuzfahrten.