Unser Sabbatical

Stress, Überlastung, Depression, Burnout. Im Mai 2012 veröffentliche das Bundesministerium für Arbeit eine Übersicht, wonach sich in zehn Jahren der Anteil der Fehltage durch psychisch bedingte Erkrankungen von 6,6 Prozent auf 13,1 Prozent fast verdoppelt habe: Wurden 2001 in Deutschland noch 33,6 Millionen so genannter Arbeitsunfähigkeitstage mit Stresssymptonen bis zur Depression begründet, waren es 2010 bereits 53,6 Millionen. Selbst 2020, im Jahr der Corona-Pandemie, hat es nur bei einer Diagnose Steigerungen gegeben – bei der Zahl der psychischen Erkrankungen. Mehr als 15 Prozent der Fehltage von Arbeitnehmern sind darauf zurückzuführen.

Die Gründe sind einerseits strukturell bedingt: In den Betrieben stemmen immer weniger Angestellte immer mehr Aufgaben. Der betriebswirtschaftliche Gewinn ist kurzfristig. Schon jetzt belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten für Burnout-Fälle auf mehr als 6 Milliarden Euro.

Als anfällig gelten Menschen mit hohem Arbeitsethos, die stets überdurchschnittliches Engagement zeigen. Stress macht sich bemerkbar in Symptomen wie Schlafstörungen, Magenbeschwerden, Niedergeschlagenheit, Versagensängsten. Um eine bedrohliche Situation zu erkennen während sie entsteht, braucht es einen Coach. Doch der kostet Geld, oft mehr als der wegrationalisierte Mitarbeiter, dessen fehlende Arbeitskraft eben zur Überlastung führt. Dem Mitarbeiter bleibt nur, auf sich selbst achten. Mal eine Auszeit nehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Chef. Sagen Sie ihm, dass auch er davon profitiert, wenn Sie das Leben genießen.

Haben wir auch gemacht. Wir hielten uns nicht unbedingt für burnout-gefährdet. Aber wir waren genervt von der Work-Life-Balance. Das Kollegium wurde immer kleiner, die Aufgaben wurden komplexer, und die Arbeitstage wurden länger. Lohnausgleich? Gehaltserhöhung? Nix da. Schließlich stemmt sich das Unternehmen gegen die Krise, hieß es, der Vorstand verzichte sogar auf Boni. Wir erklärten uns bereit, es ihm gleich zu tun… 

Im Sommer 2011 beantragten Susanne und ich bei unseren jeweiligen Chefs eine Auszeit. Eigentlich wollten wir ein halbes Jahr weg. Das Gegenangebot hieß vier Monate. Am Ende einigten wir uns auf fünf.

Für den Blog haben wir viele Infos über Auszeit und Sabbatical zusammen getragen. Woher kommt der Begriff Sabbatical? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für die Auszeit? Welche Arbeitszeitmodelle bieten moderne Arbeitgeber an? Wir haben Interviews geführt mit Sabbatees (von denen allerdings bisher erst eines erschienen ist), wir wollten wissen, was war gut, was würden sie beim nächsten Mal anders machen? Und weil wir ja unbedingt reisen wollten, haben wir uns von Anfang an mit den Fragen auseinander gesetzt: Wo hin soll es gehen? Und wie fliegt man? All diese Artikel findet ihr in dieser Kategorie, es ist ein kleines Kompendium für jeden, der darüber nachdenkt, selbst eine Auszeit zu nehmen. Die Links zu anderen guten Blogs zum Thema, werden wir nachreichen.

Während unseres Sabbaticals haben wir eine kleine Weltreise unternommen: In Kanada suchten wir Abgeschiedenheit und sind in eine Hütte in den Rocky Mountains gewandert. In Portugal machten wir eine Zeitreise und sind bis ins Mittelalter der Christusritter gefahren. In Nepal haben wir Spiritualität gefunden bei einem Trekking im Himalaya und beim Besuch von Tempeln und Klöstern. In Indien haben wir eine Auszeit von der Auszeit genommen. In die Antarktis führte uns eine Reise, die man wohl nur einmal im Leben macht, und diese Tour entpuppte sich als ein das Leben veränderndes Abenteuer. In Australien wollten wir eigentlich zu den Tieren reisen, doch dann haben uns vor allem die Menschen beeindruckt, denen wir begegnet sind – ihr Optimismus, ihr Mut, ihre Hemdsärmeligkeit.

Mit unserer Auszeit hat dieser Blog begonnen. Und jetzt geht er weiter. Push:Reset – von uns gedacht als Wortspiel für den Druck auf die Neustart-Taste – wird von uns zu einem Blog ausgebaut, in dem es um Paare auf Reisen geht, die Reise zu zweit, beschrieben aus ihrer und aus seiner Sicht. Wir werden hier noch einiges an Informationen veröffentlichen und für viel Unterhaltung sorgen.

Interessiert? Alles rund um ein Sabbatical