Jesus und Maria begegnen sich bei der Karfreitagsprozession in Mosta auf Malta.
Stress macht unzuverlässig: Schon vor einiger Zeit hatte ich mir eine Meldung über die Ergebnisse einer Untersuchung, die an der britischen University of Portsmouth durchgeführt wurde, aus der Zeitung herausgerissen und in die Laptop-Tasche gesteckt. Es war ein kurzer Text aus der Süddeutschen Zeitung, der beschreibt, wie die Wissenschaflter des Instituts für Psychologie eine Gruppe von Polizisten einer Simulation aussetzen. Alle Gesetzeshüter erhalten erst ein Briefing und durchlaufen dann eine Art Parcour, begegnen mehreren Verdächtigen, sehen verschiedene Tatwaffen und müssen am Ende möglichst präzise Beschreibungen des Gesehenen abgeben. Allerdings muss sich ein Teil der 52 Polizisten an einem Boxsack abrackern bevor sie auf die Teststrecke los gelassen werden. Das Ergebnis: Die Erschöpften erinnern sich an deutlich weniger Informationen als die Ausgeruhten. Mancher mag jetzt maulen, dass das nicht überraschend ist. Doch gibt es einen Unterschied zwischen dem, was man sich schon immer so gedacht hat, und den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Untersuchung. Die Erkenntnis: Stress beeinflusst unser Erinnerungsvermögen.
Streit über die Wege des Herrn.
Und macht vergesslich. Ich hatte den Artikel bereits Mitte März rausgerissen und mir vorgenommen, daraus ein kleines Thema für unser Blog zu machen. Doch erst während unserer Malta-Reise fiel mir der Text wieder ein, als ich ganz entspannt den Organisatoren der Karfreitagsprozession in Mosta dabei zusah, wie sie sich unter der viertgrößten Kuppel der Welt – die der Maria-Himmelfahrts-Kirche hat einen Durchmesser von immerhin 39 Metern – über den Ablauf der Veranstaltung stritten; jedes Jahr werden die Stationen des Leidensweges Christi in einem großen Umzug gezeigt, mit Musikkapellen, verkleideten Statisten und lebensgroßen Statuen. Für die Honoratioren von Stadt und Kirche ist der Umzug trotz aller Erfahrung Stress pur. Für mich ist er Teil eines Erholungsprogramms. Der Urlaub als Kur für den Kopf.