Stadt auf sieben Hügeln: Die vielen Treppen Lissabons sind anstrengend, doch der Blick über die Dächer und auf den Tejo lohnt die Mühen
Ein Apartment auf Zeit: Suche Lissabon, biete Hamburg. Seit einigen Wochen sind wir Wohnungsanbieter, wir suchen einen Untermieter für die Zeit während unseres Sabbaticals. Noch ist unser Studio mit Blick über Hamburg und auf die Elbphilharmonie frei (Interessenten nutzen bitte die Kommentarfunktion am Ende des Beitrags), die Experten der Agentur City-Wohnen sagten uns, dass die meisten Wohnungen erst einen Monat vor Beginn der Auszeit einen Untermieter finden. Jetzt heißt es vertrauen und die Nerven bewahren.
Was wir bereits gefunden haben, ist die perfekte Unterkunft in Lissabon. Meine Mutter ist Portugiesin, ich habe viel Zeit in dieser wunderbar morbiden Stadt verbracht. Und deshalb auch eine genaue Vorstellung davon, wie diese Wohnung auszusehen hat, in der wir zwei Wochen verbringen möchten: Es muss eine Altbauwohnung sein mit knarzenden Holzdielen, hoher Decke und weiß gekalkten Wänden, sie soll einen Blick über die Stadt bieten, zentral gelegen sein – denn Straßenbahnen und Busse fahren wann sie wollen – und nicht zu teuer sein, d. h. möglichst unter 500 Euro pro Woche kosten. Zudem muss sie viel Platz bieten und mindestens zwei Schlafzimmer haben, da Dirks Kinder uns in den Herbstferien in Lissabon besuchen kommen.
Zuerst habe ich Pedro Rogado kontaktiert, der die Seite rogrent betreibt. Pedro ist Architekt, als ihn immer mehr Freunde fragten, ob er nicht jemanden kenne, der ihre Wohnung für eine Zeit mieten wolle, hat er die Vermittlung professionalisiert. Vor drei Jahren haben wir bei ihm ein geräumiges 4-Zimmer-Apartment gemietet, es lag in einer engen Straße und bot von der Küche einen tollen Blick über die Stadt. Insgesamt sind Pedros Wohnungen modern eingerichtet, die meisten liegen eher zentral (selbst für meine Begriffe). Doch leider sind sie recht teuer, kosten mehr als 500 Euro die Woche. Zudem ist die Preisstruktur nicht immer verständlich: Mietet man eine Wohnung für ein Wochenende, kostet sie pro Nacht deutlich mehr als würde man sie für eine Woche mieten, der Tagespreis wird noch günstiger, wenn man für einen Monat mietet; zwei Wochen sollen irrigerweise aber nicht so viel wie die Hälfte eines Monats kosten sondern so viel zwei Wochen, was deutlich teurer ist. Das kapierten wir nicht. Doch Pedro konnte uns preislich nicht entgegen kommen, er vermittelt nur im Auftrag.
Wohnungsmakler 2.0: Suchergebnisse auf 9flats, rogrent und Airbnb, wo wir die perfekte Wohnung finden – mit Gartenterrasse und in bester Altstadt-Lage an der Mauer des Castelo de São Jorge
Auch 9flats und fewo direkt bieten Wohnungen in Lissabon an. Bei 9flats stehen 57 Angebote für unseren gewünschten Zeitraum Ende September/Anfang Oktober zur Auswahl. Viele Apartments liegen jedoch außerhalb der Stadt, die Wochenpreise beginnen bei 400 Euro. Bei fewo direkt werden 768 Suchergebnisse angezeigt, doch leider wird nicht zwischen Lissabon Stadt und Umgebung unterschieden. Wer aber Lust auf ein Strandhaus hat, wird hier etwas passendes finden.
Bei Airbnb lässt sich sogar in den einzelnen Stadtteilen suchen, was sehr praktisch ist, wenn man genaue Vorstellungen davon hat, wo man hin möchte. Unter den 940 Treffern finde ich schließlich die richtige Wohnung: direkt am Castelo de São Jorge, mit Blick über die Stadt, mit Terrasse und kleinem Garten (mit Schaukel!) und drei Schlafzimmern auf 80 Quadratmeter. Ich kontaktiere die Besitzerin. Ana antwortet sofort und macht uns einen fairen Zwei-Wochen-Preis von 840 Euro. Das ist der Vorteil, wenn man die Besitzer direkt kontaktieren kann.
Für unsere Reise nach Lissabon wollten wir unbedingt eine Wohnung mieten, denn das kommt unserem Wunsch entgegen, alle bereisten Orte auch zu erleben. Es wird nicht nur schön sein, ein paar Nächte hintereinander im gleichen Bett zu verbringen, es wird auch Spaß machen, nach ein paar Tagen vom Café-Besitzer begrüßt zu werden und das im Supermarkt neu entdeckte am Abend zu verkochen. Gerade bei längeren Aufenthalten ist es zudem kostengünstiger als in einem Hotel zu wohen (wenn auch nicht ganz so komfortabel).
Zu Hause in einer anderen Stadt: Der Tag beginnt mit einer Bica – so heißt der kleine, starke Espresso – im Café in der Nachbarschaft, eine Wohnung auf Zeit bietet Flur und Austritt für sehnsuchstvolle Momente
Während unseres Sabbaticals werden wir verschiedene Unterkünfte erleben. Geplant ist für Kanada eine Zeit lang in einer einsamen Hütte zu bleiben, bevor wir mit dem Camper, dem rollenden Zuhause, nach Vancouver fahren. In Indien werden wir hoffentlich von Kloster zu Kloster trekken, und in der Antarktis eine Schiffskabine beziehen. Belohnen wollen wir uns für die ganze Reiserei 😉 mit dem Aufenthalt in einem Haus mit Meerblick in Australien. Zwischendurch zelten wir, werden über Couches surfen, Malte Jäger hat auf Geo.de viele spannende Geschichten darüber erzählt, und mit Sicherheit auch den einen oder anderen Grusel-Ort erkunden.
Ich bin gespannt und sorge vor – ich werde Ohropax (meine Favoriten sind die blauen Wellnoise aus Silikon) mitnehmen, eine Schlafbrille und das aufblasbare Kopfkissen. So ausgerüstet habe ich auch schon eine Nacht in einem Acht-Bett-Zimmer, umgeben von feiernden Holländern in einem Hostel im neuseeländischen Queenstown überstanden.