Material-Check nach der Auszeit: Was hat sich in fünf Monaten bewährt?

Blick aus unserer Wohnung auf die Elbphilharmonie

In diesem Artikel geht es um die Erfahrungen, die wir mit den Dingen gemacht haben, die uns während unserer fünfmonatigen Auszeit begleitet haben. Viele Leser wollten wissen: Welche Produkte, welche Ausrüstungsgegenstände haben sich bewährt? Was könnt ihr anderen empfehlen, die ebenfalls planen, eine längere Zeit unterwegs zu sein? Was hat nicht so gut funktioniert? Hier unsere Rückschau. Vielleicht kann ja der eine oder andere von unseren Erfahrungen und Beobachtungen profitieren:

unsere Rucksäcke vor dem Mietwagen in Kanada Dirk auf dem Weg zur Fryatt Hut

Große Klappe: Unsere Rucksäcke vorm Kofferraum unseres Mietwagens in Kanada und an Dirks Rücken auf der Wanderung zur Fryatt-Hut

Wer auf Weltreise geht, benutzt keinen Rollkoffer. Auch wir haben uns große Trekking-Rucksäcke auf die Rücken geschnallt. Dirk schleppte 23 Kilogramm Kleidung und Ausrüstung im Heron Pro, Susanne trug 12 Kilogramm im kleineren Heron Element. Dank der durchdachten Hüftgurte lassen sich die Rucksäcke gut tragen, beide haben ein praktisches Schuhfach, ein leicht zugängliches Top-Case und viele Riemen und Zuglaschen, die den Rucksack so kompakt wie möglich machen und es ermöglichen, außen noch etwas anzubinden. Was uns nicht gefallen hat: Die Heron-Modelle sind nur bedingt flughafen-tauglich, Laschen, Riemen und Reißverschluss-Zipper lassen sich nicht verbergen und bleiben leicht hängen (ein Zipper riss ab). Zudem fehlt dem kleineren Modell ein Frontreißverschluss, man kann das Hauptfach nur von oben beladen, das erweist sich im Alltag doch als recht umständlich.

unser kleines, leichtes Zelt in Kanada  die Schlafsäcke entfalten sich am Auto
Frischluftfanatiker: Daunenschlafsäcke müssen nach der Nacht kurz gelüftet werden

Es gibt keinen Schlafsack, der unter allen Bedingungen gleich gut funktioniert. In Kanada haben wir die Daunenfüllung unserer Sphere 3 Seasons geschätzt, in manchen Nächten fielen die Temperaturen auf fast 0 Grad. In Portugal, wo es spätabends noch sehr warm sein konnte, braucht man keine Daune, wir haben uns oft nur in die leichten Innenschlafsäcke gelegt, sind nachts dann manchmal frierend wach geworden und doch in die Daune gekrochen. Dass es den Sphäre in zwei Größen gibt, hat uns gefallen. Dass die Schlafsäcke so leicht und kompakt sind, auch. Dirk mochte das Innenfutter nicht, weil man darin schnell schwitzt.

Dirk pustet unsere modernen Luftmatratzen auf
Bitte pusten: Wir schlafen nicht auf Isomatten sondern auf modernen Luftmatratzen

Mehr als 100 Euro kostet die Isomatte Neo-Air von MSR. Doch die bequeme und sehr leichte Luftmatratze ist das Geld wert, man liegt nicht nur weich, sondern auch warm, selbst wenn der Boden kalt ist. Beeindruckt hat uns der Kocher Rocket, das Teil wiegt kaum 100 Gramm, wird einfach auf die Kartusche geschraubt und sorgt enorm schnell für kochendes Wasser. Nicht ganz glücklich waren wir mit dem Zelt. Unser Hubba Hubba ist leicht und lässt sich schnell aufbauen. Aber mit dem niedrigen und schmalen Innenraum eignet es sich eher als Expeditions-Unterkunft und nicht für längere Aufenthalte.

unsere Schuhe trocknen in sicherer Höhe vor Tieren auf dem Dach   Susannes Lieblingsschuhe – die Birkenstocksandalen
Extreme Unterschiede: hohe schwere Wanderstiefel versus leichte offene Sandalen

Die Wahl der richtigen Schuhe ist eine Herausforderung für eine so lange Reise. Für die Trekkings braucht es stabile Wanderstiefel, die guten Halt geben und einen dabei unterstützen, den Rucksack zu tragen. Da erwiesen sich Monolith und Appalachian als perfekt. Einziger Nachteil dieser Modelle – ihr Gewicht. Ein Paar des Herren-Schuhs in Größe 48 wiegt knapp zwei Kilogramm. Doch Dirk will nicht maulen, wer große Füße hat, weiß, wie schwer es ist, passende Wanderschuhe zu finden. Viel viel leichter sind die Birkenstock-Sandalen, die Susanne an „gefühlt 100“ von 147 Tagen an den Füßen hatte. Anfangs tat sie sich schwer mit der harten Sohle, danach aber trugen sie die Schuhe mit Leichtigkeit durch Lissabon und Delhi, Kathmandu und Santiago de Chile. Und bewiesen Susannes Stil-Bewusstsein – auch an den Füßen der City-Slicker in Vancouver und der Kunstführerin in Sydney entdeckte sie das Modell „Gizeh“.

trauriger Anblick, saubere Wäsche auf dem Wäscheständer   und die Daunenweste auf dem Weg in den Schrank
Ende einer Reise: Wäsche auf dem Kleiderständer, Daunenweste im Regal

Als wir, zurück in Deutschland, die Rucksäcke auspackten, überkam uns Wehmut. Zu Beginn der Reise hatten wir uns noch gefragt, ob man es schaffen kann, sich in der immer gleichen Kleidung auch nach fünf Monaten noch wohl zu fühlen. Und jetzt mochte man T-Shirts, Pulli und Kleider gar nicht in die Waschmaschine stopfen, weil die Limitierung auch gut getan hat: Wir wussten nach den ersten Tagen, die Frage, was ziehe ich heute an, spielt keine Rolle mehr.

Wir hatten jeder zwei Sets – Stadt- und Outdoorkleidung. Für die Trekkings hatten wir einiges an Funktions-Kleidung eingepackt. Als perfekt erwiesen sich die winddichten, doch leichten und robusten Hosen Castor Pants und Base Jump Pants. Susanne trug dazu meist eine warme Fleecejacke (in der Antarktis eine Daunenjacke) und gegen Wind oder Regen die toughe Drei-Lagen-Jacke Fujiyama. Dirk kam mit einer Schicht weniger aus, hatte meist nur eine Softshell-Jacke an, Ultimate (in der Antarktis darunter gern eine Daunenweste). Im Himalaya zeigte sich oft genug, dass wir durchaus noch wärmere Kleidung hätten mitnehmen sollen. Wer den ganzen Tag in einer Höhe von rund 3500 Metern gewandert ist, kühlt in Ruhephasen schnell aus, abends und nachts sinken Temperaturen bereits im Oktober bis unter den Gefrierpunkt. Deshalb unser Rat: mindestens einen sehr warmen Fleece einstecken, Daunenjacken sind wärmer (und nicht viel schwerer) als Daunenwesten, Handschuhe nicht vergessen.

Susanne im Zwiebel-Look
Zwiebelprinzip: Susanne kombiniert Leggings, Wollkleid, Strick- und Daunenjacke

Außerhalb des Geländes wollten wir möglichst „normal“ aussehen und nicht in praktischen Outdoorhosen herumlaufen, von denen man die Beine abzippen kann. Susannes Alltags-Kleidung bestand aus zwei dünnen Wollkleidchen von Icebreaker (Vorteil: knittern nicht so stark). Je nach Temperatur und Anlass trug sie darunter Leggings, etwa in Ländern wie Nepal und Indien, wo man als Frau nicht unbedingt Bein zeigt. Auch Dirk testete unter der kurzen Outdoor-Hose schwarze Leggings aus, hatte aber noch eine Levis-Jeans dabei, T-Shirts, Polohemden und Pulli waren ebenfalls von Icebreaker, die Merino-Kleidung riecht nicht, selbst wenn man sie ein paar Tage nicht waschen kann. Auch nass wärmt Wolle, zumindest so lange man sich bewegt, macht man eine Pause, kühlt das Material. Die weichen Merino-Shirts wurden schnell zu unseren Lieblingsstücken.

der Sony-Reader Um Gewicht zu sparen, hatten wir kaum Bücher mitgenommen und einen E-Reader. Das Sony-Gerät war ein Segen, es wiegt nur rund 150 Gramm, lässt bei Tageslicht so gut lesen wie jedes Taschenbuch, zudem hält der Akku sehr sehr lange (mehrere Wochen). Wir können das Gerät, das kaum größer ist als ein Briefumschlag nur empfehlen. Und doch war der Reader auch Ausdruck für den Fluch der irgendwie noch nicht ganz modernen Gegenwart. So kann man unterwegs nur sehr begrenzt neue Bücher downloaden: Viele Online-Buchhandlungen verblüfften uns mit der Meldung, dass der Kauf eines deutschen Titels im Ausland – etwa in Kanada – aus Rechtsgründen nicht möglich sei. Zum Glück klappte der kostenlose Download über das Spiegel-online-Projekt gutenberg, und wir nutzten die Zeit, ein paar Klassiker neu zu lesen, die wir seit Schulzeiten nicht mehr in den Finger hatten, zum Beispiel „Siddharta“ von Herman Hesse oder Thomas Manns „Der Tod in Venedig“.

 

die treue Canon

Schon unterwegs oft gelobt (nicht nur von uns, sondern auch von vielen Lesern, die unsere Fotos mochten): die Kamera-Ausrüstung. Die EOS 600D erwies sich als extrem zuverlässig. So lange man nur fotografierte, hielt der Akku länger als eine Woche. Machten wir auch Video-Aufnahmen, musste das Gerät oft bereits nach ein oder zwei Tagen an die Steckdose, und da hätten wir uns gewünscht, dass die Kamera rechtzeitiger und zuverlässiger den Ladezustand des Akkus mitteilt, hin und wieder wurden wir überrascht. Die Bildqualität, die diese Einsteiger-Kamera liefert, aber ist grandios. Schade, dass sich die Gummi-Ummantlung nach einigen Wochen Dauer-Einsatz ablöst. Das beobachteten wir am Objektiv ebenfalls, auch da weitete sich das Gummi am Einstellring. Was das Gewicht-Brennweite-Verhältnis betrifft, zählt das robuste 18-270 Super-Tele von Tamron zu den besten, die es zur Zeit am Markt gibt, die Bildqualität ist über jeden Zweifel erhaben. Wir haben das Reisen und die Arbeit mit dem leichten, kompakten Objektiv sehr geschätzt. Nur in der Antarktis haben wir manchmal andere Reisende beneidet, die mit ihren Riesentüten selbst sehr ferne Wale sahen.

die Bloggie verließ uns leider nach einiger Zeit Leider gar keine Aufnahmen mehr machte die kleine Mp3-Kamera, mit der wir noch große Teile unseres Films über den Flug nach Lukla gedreht hatten. Im Himalaya gab die Bloggie den Geist auf. Wir sind gespannt, was die Experten von Sony als Ursache angeben. Ob die Kamera höhenkrank geworden ist?

Im Stich gelassen hat uns auch das eigentlich geniale Stativ Magic System Pod von Cullmann. Es wiegt nur rund ein Kilogramm und lässt sich ganz flach zusammen legen. Doch leider lässt sich eines der schwarz eloxierten Alubeine auch als Einbein-Stativ verwenden, dafür kann man es aus dem Tripod schrauben. Das Bein löst sich ständig, wenn man die Höhe des Stativs ändert. Und weil das Gewinde der Schraube nur aus Plastik ist, zerbröselte es bereits nach wenigen Wochen, die Stabilität des Stativs war dahin. Gut möglich, dass wir das Produkt nicht vorsichtig genug behandelt haben. Und doch fragt sich, ob es wahrlich eine gute Idee ist, an so einer neuralgischen Stelle ein Plastikgewinde einzusetzen? Wir sind gespannt, was die Cullmänner dazu sagen.

das MacBook war immer dabei Für Bloggen, Bildbearbeitung, Schreiben, Surfen und Kommunikation hat uns eine ganze Heerschar von Apple-Produkten begleitet. Susanne arbeitet mit einem MacBook Air, Dirk mit einem schwereren MacBook Pro (was sich hin und wieder als Vorteil erwies, um etwa an einem Schlechtwettertag per DVD einen Film zu sehen),  beide Geräte haben einen 13-Zoll-Bildschirm und sich als schlicht unverwüstlich erwiesen. Ein iPhone 4 und ein iPod der 4. Generation haben uns bei der Video-Arbeit unterstützt.

 

die Stirnlampe zeigte uns manchen Weg  In Namche Bazaar im Himalaya gibt es keine Straßenlaternen. Wer nach Einbruch der Dunkelheit noch einen Spaziergang machen will, schnallt die Stirnlampe um. Und man kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, wenn man anderen begegnet, die ebenfalls so durch die Dunkelheit spazieren. Eine Prozession der Leuchtwürmchen. Wir haben uns mit den genialen Solite 250 von Light&Motion ausgestattet. Diese Hightech-Lampen leuchten so hell, dass es uns oft schien, die anderen Trekker hätten vergessen ihr Licht überhaupt anzumachen. Was sich als gut erwiesen hat: Man kann die Solite im Zelt auch auf den Boden stellen oder als gedimmtes Leselicht verwenden.

Dirk mit geklebter Lieblingsbrille in Lissabon
Lisbon Streetart und german Blogger: Dirk mit geklebter Brille vor einer Wand in Lissabon

zum Schluss ging sie erneut kaputt Auch eine tragische Geschichte gibt es zu erzählen. Dirks Lieblings-Sonnenbrille ist das Modell „From Dawn till Dusk“ von Triggernaut. Die Produkte der Brillenschmiede aus Kassel sehen nicht nur cool aus, sie sind auch technisch anspruchsvoll, so passen sich die Gläser der „Dawn till Dusk“ den Lichtverhältnissen an, werden mit zunehmender Sonneneinstrahlung immer dunkler. Perfekt. Doch leider brach die Brille schon in Kanada entzwei. Dirk reparierte sie mit Sekundenkleber und Pflaster aus dem Verbandskasten. In Portugal fiel die Brille aus dem Auto. Dirk lötete sie über dem Gasherd und klebte die etwas unansehnlich gewordene Naht mit Tape ab. In der Antarktis lehnte sich Dirk gegen die Schiffsreling und hörte ein hässliches Knacken in seiner Jacke. Genau, die Brille. Der Schiffsingenieur flickte sie mit Kunstharz. Und dann, im Flugzeug von Australien nach Frankfurt, quetschte jemand noch seine Tasche in das Gepäckfach. Erst als Dirk im Zug die Tasche öffnete sah er, dass die Brille zum vierten Mal zerbrochen ist… Farewell. Es war die beste Brille der Welt.

Zum Abschluss noch ein Tipp: Wer, wie wir, mit einem iPod reist, sollte nicht nur Kopfhörer und Anschlusskabel zum Rechner oder zur Ladestation mit nehmen, sondern unbedingt auch ein Cinch-Verbindungskabel, um den Musikspieler ans Autoradio anschließen zu können! Wir haben es jedenfalls genossen, mit dem Camper durch Kanada zu cruisen und dabei Johnny Cash zu hören.

Einige Hersteller haben uns Test-Produkte geliehen, damit wir über unsere Erfahrungen berichten können. Dafür möchten wir uns hier bedanken.