Ursprünglich ging es in diesem Blog um unsere Auszeit, wir hatten beide ein Sabbatical beantragt und begannen in den Vorbereitungen darauf, viel zu lesen, mit Leuten zu sprechen, Informationen zu sammeln. Die Recherchen zum Thema führten immer wieder auf die dunkle Seite der Arbeitswelt – Burnout, Überlastung, Erschöpfung, Mobbing, Depression. Das Sabbatical, so hatten Susanne und ich schnell den Eindruck, wurde vor allem gesehen als Möglichkeit für den Arbeitnehmer, die Akkus neu zu laden, sich wieder einigermaßen zusammenflicken zu lassen für eine neue Runde durchs Haifischbecken des Lebens. Als hätte die beste Zeit des Lebens nur eine Funktion: einigermaßen repariert zurück zu kehren. Was ein Blödsinn!
Jetzt hat die Jobbörse Stepstone die Ergebnisse einer interessanten Umfrage veröffentlicht. Das international agierende Portal befragte 13.000 Mitarbeiter aus 1000 Unternehmen in sieben Ländern, was „Glück am Arbeitsplatz“ für sie bedeutet. Und erneut zeigte sich, dass Geld nicht alles ist. Von den zehn Faktoren, die laut Umfrageergebnis das Glück am Arbeitsplatz am meisten beeinflussen, liegt „gerechte Vergütung“ mit 81,3 Prozent an der letzten Stelle. Wichtiger sind den Befragten „eine gute work-life-balance“ (82,7 %), „sich selbst treu bleiben dürfen“ (85 %) und „Arbeiten in einer fairen und offenen Unternehmenskultur“ (88,3 %). Der bedeutsamste Punkt – noch wichtiger als „eine interessante Tätigkeit“ – ist für die meisten Befragten mit 93,2 Prozent: „Respektvoller Umgang miteinander“.
Zudem bat Stepstone die Angestellten, ihr Glück am Arbeitsplatz auf einer Skala einzuordnen, von 0 für sehr sehr unglücklich bis 10 für sehr glücklich. Der Mittelwert für die Befragten aus Deutschland liegt demnach bei 5,1, leicht unter dem europäischen Durchschnitt von 5,5. Besonders glücklich sind mal wieder die Schweden und die Dänen, was weder am Wetter (kalt, regnerisch) noch am Essen (Pølser) liegen kann. Dass man im Privatleben meist glücklicher ist als am Arbeitsplatz, kann man als Umfrageergebnis getrost ignorieren. Interessant aber ist, dass die Deutschen im Privatleben glücklicher sind als der europäische Durchschnitt. Es geht hier also gar nicht um typisch deutsche Miesepeterei. Wir sind gar nicht so düstere Typen (okay, die meisten nicht), wir sind zufriedener, lebensbejahender als viele andere Europäer. Nur leider nicht am Arbeitsplatz.
Dabei bringen glückliche Arbeitnehmer für ein Unternehmen nur Vorteile – sie sind engagierter (worauf ja nicht jede Firma wert legt), sie fehlen seltener, arbeiten länger, erhöhen die Strahlkraft des Unternehmens und auf lange Sicht sogar dessen Gewinne. Das Ergebnis dieser Umfrage müsste also vielen Arbeitgebern und Führungskräften zu denken geben. Dass dem nicht so ist, liegt daran, dass die ihre Mitarbeiter für zufriedener halten als sie es sind. Die deutschen Führungskräfte bewerten das Glück ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz auf der 0-10-Skala mit 7,1. Hier tut sich dann doch eine ordentliche Lücke auf. Wir hoffen, dass die sich bald schließen möge. Auf dass die Mitarbeiter das Sabbatical wieder als das betrachten können, was es ist: die beste Zeit des Lebens – befreiend, befriedigend, bewusstseinserweiternd. Und man freut sich darauf, mit neuer Energie und Tatkraft zurückzukehren.