1700 Euro kosten zwei Nächte in einem Palace Room im „Four Seasons at the Bosporus“. Es mag verrückt klingen, aber der Preis ist gerechtfertigt. Es ist ein wundervolles Hotel in einem sorgsam restaurierten Palast aus dem 19. Jahrhundert direkt am Ufer des Flusses. Hohe Räume, tiefe Teppiche, handbemalte Decken und handgefertigte Möbel. Der Palace Room liegt in der ersten Etage, es gibt ein großes Marmorbad, ein Kingsize-Bett und zwei bodentiefe Fenster, vor einem steht eine Chaiselongue, das andere öffnet sich zu einem französischen Balkon. Man steht in den hohen Türen blickt auf den Bosporus und Asien, in der Ferne funkelt die Stadt. Dass das Frühstück im Preis nicht enthalten ist, finden wir etwas kleinlich. Aber, nun gut. Doch am meisten ärgert die Gäste, dass es auf der Four Seasons Website in der Kategorie „In Room Services and Amenities“ zwar heißt, Satelliten-TV und DVD-Player stehen zur Verfügung, ein Bademantel und L’Occitaine-Produkte, ein Föhn und Wireless Internet. Was da aber nicht steht: Letzteres kostet Geld. 29,95 Euro pro Tag.
Warum verlangt ein Luxushotel bei einem Zimmerpreis von 850 Euro pro Nacht von seinen Gästen Geld für die Nutzung des Internets? Der Hoteldirektor antwortet, dass man die Kosten in jedem Fall auf die Gäste umlegen müsse. Anfangs habe man überlegt, einfach alle Zimmerpreise entsprechend anzuheben. Doch es gebe viele Gäste, die sich die Ruhe gönnen und gar nicht online sein wollen. Und deshalb werde das Internet nur denen in Rechnung gestellt, die es nutzen. In der Lobby steht für die Gäste kostenloses Wifi zur Verfügung und ein PC, an dem man leicht E-Mails checken könne. Warum aber der hohe Preis? Der Hoteldirektor sagt, es sei gar nicht so teuer. Wer in Istanbul mit seinem Smartphone online gehe, müssen mit sehr viel höheren Kosten rechnen.
2500 Kilometer nordwestlich. 1580 Euro und vier Sterne weniger. Die Hamburger „Superbude“ ist wohl eines der trendigsten Hostels in der Stadt. Es liegt in St.Georg, berühmt berüchtigt für Drogen und Dealer, Cafés und coole Bars, irgendwie Problem- und Szenestadtteil in einem. Die Superbude steckt in einem sanierten Bürogebäude direkt an einer vierspurigen Einfallstraße, der Blick geht durch Lärmschutzfenster auf einen Gebrauchtwagenhändler, der auch Boote im Angebot hat, und auf Bahngleise. Die Zimmer sind hell, freundlich, die Betten mit weißer Wäsche bezogen. Es gibt keine Bademäntel, einen Föhn kann man sich an der Rezeption leihen. Das W-Lan aber ist selbstverständlich kostenlos.
Warum verlangt ein billiges Hotel, in dessen Zimmerpreis das Frühstück wenig überraschenderweise ebenfalls nicht enthalten ist, für den Internetzugang kein Geld? Wir sprachen mit einer Direktorin aus der Gruppe der Fortune Hotels in Hamburg, die nicht nur die Superbude sondern auch das 25-Hours-Hotel erfunden haben. Sie sagt, dass die Zielgruppe es schlicht nicht akzeptieren würde, wenn man pro Stunde Surfen im Internet etwa drei oder 5 Euro verlangen würde. Oder eine Tagesflatrate von 15 Euro. All diese Preismodelle gäbe es auch in Hamburg. Warum wohl gerade teure Hotels da eine andere Strategie hätten? Es gehe zum einen um Angebot und Nachfrage. Wenn das Hotel das Geld kriegen kann, fein. Man selbst habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass schon allein die Diskussion über die Internetkosten für schlechte Stimmung sorge. Ein Gast, der sich ärgert, kommt nicht wieder. Selbst wenn er sich eigentlich ungerechtfertigt ärgert. Denn selbstverständlich legt auch das günstige Hotel solche Kosten auf den Gast um, aber eben auf alle Gäste.
Was die Nutzung einer WWW-Verbindung angeht, gehören wir sicherlich zu den „heavy usern“. Als modernes, reisendes Paar haben wir immer mindestens einen Laptop und ein iPad dabei. Und auch wenn wir wissen, dass wir als Gäste in jedem Fall die Kosten für die Online-Nutzung zahlen müssen, würden wir uns wünschen, dass alle Hotels die Kosten pauschal einpreisen. Schon allein, weil sich die Flatrate besser anfühlt.