Double Room with a view. Das Hotel “Post” in Lermoos – ein Refugium an der Zugspitze

Sonnenaufgang in Lermoss
Ein Paar auf Reisen: Zwischen Grubigstein und Bleispitze blinzelt die Sonne ins Tal von Lermoos

Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Irgendwann habe ich mir mal die Frage gestellt, was ich wohl tun würde, wenn ich ein Hotel erbte, das einen Namen hat, wie “Linde”, “Krone” oder “Post”. Nicht dass überhaupt die Chance auf so eine Erbschaft bestünde. Es war einfach ein Gedankenspiel. Denn eine Auswertung der immerhin 27.000 Hotels, die bei Holiday Check gelistet sind, ergab: 363 davon heißen “Post” (ich hatte sogar mit noch mehr gerechnet). Kein anderer Name ist so häufig vertreten. Was tun, wenn dein Haus so heißt? Was erwartet der Gast von dir? Wie individuell kannst du sein? Bist du dazu verdammt, immer das eher bürgerliche, allerdings erste Haus am Platz zu betreiben?

Das Hotel Post   Durchblick aus dem Bad in unser Zimmer
Blick auf und Blick in unser Hotel: die stattliche “Post” und das Zimmer mit Fenster zum Bad

An all das muss ich denken als wir mit uns dem “Hotel Post” in Lermoos nähern. Man könnte es vorschnell als typisch österreichisches Wellness-Hotel in den Alpen bezeichnen. Ein Gebäudekomplex, der von außen kaum erahnen lässt, wie groß er ist. Jetzt stehen wir in einer weitläufigen Rezeption, ein Kamin flackert. Wir werden freundlich begrüßt. Eine Mitarbeiterin begleitet uns zu “einem der Aufzüge”, wir fahren in die vierte Etage (es gibt fünf). Und dann wird die Tür aufgeschlossen zu unserem Zimmer, das hell und holzbraun ist. Große Schränke, ein Bad mit zwei Waschbecken, mit Wanne und abgeteilter Dusche, mit WC und Pissoir. Ein großes Bett, eine Sitzecke mit Sofa, Tisch und Sessel. Ein toller Balkon. Der Blick geht hinab auf den Außenpool, der im Schnee dampft, über das tiefverschneite Hochmoor auf die Gipfel von Grubigstein und Bleispitze. Links von uns, nur wenig entfernt, erhebt sich die Zugspitze. Es ist verrückt. Du kennst die Lage des Hotels, du siehst wie es am Dorfrand steht, und hast doch nicht mit diesem Blick gerechnet. Und spätestens jetzt wünschst du dir, der älteste Sohn von Herrn und Frau Post zu sein…

Die Mädels spielen uns die Weisen von den Bergen
Girlgroup als Dinner-Band: Die Mädels spielen uns die Weisen von den Bergen

Tatsächlich ist das Hotel ein Familienbetrieb, es gehört der Familie Dengg, und alle sind auch voll drin im Betrieb, servieren, schenken ein, parlieren, es sind sehr präsente Gastgeber (wie viel Arbeit das ist, muss sollte man wissen, bevor man davon noch mehr davon träumt, Hotelier zu werden). Die Post in Lermoos ist mehr als ein Hotel in einmaliger Lage. Schon beim Abendessen wird uns klar, dass man sich hier selbst Gedanken gemacht haben muss, was es wohl bedeutet, ein Hotel mit dem Namen “Post” zu führen. Und wir schätzen das Spiel mit den Erwartungshaltungen. So wird die Suppe in einer traditionellen Silberterrine serviert, doch auf dem Teller steht die Pastete wie ein grünes Dreieck neben dem Thunfischwürfel.

Außenpool mit Ausblick   der Wellness-Bereich ist sehr großzügig

Ruhe findet man leicht im Sauna-Bereich    schöner Innenpool
Wohlfühlen leicht gemacht: Außenpool und Sauna, Nische und Innenpool

Für die musikalische Begleitung zum Essen sorgen vier Dirndl-beschürzte Damen mit Zither, Gitarre und Bass. Sie lächeln schüchtern als wir unsere Kamera auf sie richten. Doch so traditionell die musikalische Begleitung sein mag, die Menüs erfüllen auch die Erwartungshaltungen von Gästen, die gern in Städten gut essen. Hier gibt es nicht die ach so oft erlebte Schere, dass ein Dorf-Koch seine Hausmannskost mit Grünzeug dekoriert, und schon soll man es für Cuisine halten. Michael Cramer, der Post-Küchenchef, versteht sein Handwerk und präsentiert eine fein nuancierte, moderne Alpenküche. Und gewinnt unsere Sympathie auch damit, dass er nach dem Dessert nicht gönnerhaft die Reihen abschreitet. Das ist noch so ein Post-Moment, dass das Gute eine Selbstverständlichkeit ist. Wir erheben unser Glas, gefüllt mit einer schönen Cuvee vom Weingut Heinrich, dessen Pannobile ist schon lange einer unserer Lieblinge.

Seilbahn zur Ehrwalder Alm
Bahnen und Pisten: Ein kleines, aber gut erschlossenes Skigebiet – die Ehrwalder Alm

Vielleicht haben wir das eine oder andere Glas zu viel getrunken. Doch in der Nacht, die sich dunkel und weich über das verschneite Land gelegt hat, hören wir kein Geräusch. Wir haben das Fenster ein wenig auf, die kühle Luft schneit herein. Und mit ihr diese Stille, die vor allem auffällt, wenn man in einer Großstadt wohnt und schon gar nicht mehr so richtig weiß, wie sich das anhört: ihr Fehlen.

das Haus Tirol   die Terrasse mit Blick auf die Piste

noch sitzt Dirk auf dem Schlitten   das Ende der Rodel-Partie
Ski und Rodel nicht ganz so gut: Die Bedingungen sind perfekt, der Fahrer ist überfordert

Ein Hotel, das dem Gast zum Frühstück einen Kuchen backt, ist für mich der Inbegriff eines Luxus-Hotels. Dabei interessiert mich nicht sooo sehr, was für ein Kuchen… Obwohl, nein, stimmt nicht: Am liebsten ein Marmorkuchen, idealerweise aus einer Guglhupfform. Und besonders mag ich den Kuchen, wenn er in traditioneller Weise gebacken wird – mit acht Eiern, die getrennt und aufgeschlagen werden, mit Puderzucker und gesiebtem Mehl. Und genau so einer steht nun: der perfekte Marmorkuchen. Die Vielfalt beim Frühstücksbuffet ist umwerfend, allein die vielen Brote. Wobei die Post glücklich macht mit Birchermüsli und einem leistungsfähigen Entsafter, den wir morgens mit Obst, Gemüse und Ingwer füllen. Selbstverständlich nehme ich auch ein Probestück vom Kuchen.

die Zugspitze
Was ein Berg! Manche sagen, die österreichische Seite der Zugspitze ist die schönere…

Ebenfalls ein großes Glück ist es, wenn man einen Tag in der Kälte – mit Spaziergang und Rodelabenteuer – in einer schön großen Wellness-Abteilung beschließen kann. 2000 Quadratmeter nehmen Spa, Pool und Saunen ein. Der Relax-Guide, der vielleicht beste unabhängige Wellness-Bewerter, hat der Post immerhin zwei Lilien gegeben, die Höchstnote ist vier. Wir schwimmen drinnen und draußen. Und lassen uns dann durch die Saunen treiben. Zum Abkühlen rennen wir raus und wälzen uns im Schnee. Und dann liegen wir, in Decken gehüllt, hinter den großen Panoramascheiben des Ruheraums und blicken hinaus. Das Tal. Die Zugspitze. Die Dämmerung, die sich in einem krassen Blaugrüngrau über die Felsen legt.

Hotel Post in Lermoos. Es ist eine von 363 Posten. Aber ein wahrlich besonderes Haus.

Suppe in schöner Terrine   Variationen von Thunfisch

der Hoteldirektor   die Lobby
Tradition und Moderne: Suppe in der klassischen Silberterrine, Vorspeisen-Variation als geometrisches Spiel; Hoteldirektor und Sommelier Markus Saletz, das Kaminzimmer

Was uns gefällt

Sie sagt: Ein Hotel mit viel Tradition und engagierten Mitarbeitern. Ich mag die Möglichkeiten, die man hier hat – Ski-Alpin, Langlauf, Rodeln, Winterspaziergänge. Und nachmittags kommt man zurück und genießt diese großartige Wellness-Abteilung.

Er sagt: Wie heißt die Antwort auf den albernen Makler-Spruch, welche drei Faktoren den Wert einer Immobilie ausmachen – die Lage, die Lage, die Lage. Die Post ist, was das betrifft, gesegnet mit einem fulminanten Blick über ein Tal auf bemerkenswerte Gipfel. Zudem schmeckt der Marmorkuchen wirklich verdammt gut!

Baum im Schnee
Spaziergang durch das Lermooser Moos, in dem die Bäume Eiskristalle tragen statt Blätter

Hotel Post, Kirchplatz 6, A-6631 Lermoos, Tel. 0043-5673 2281-0, www.post-lermoos.at

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Feuerwerk_pushresetHinweis: Die Recherchereisen für diesen Blog werden zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien, Reedereien und/oder PR- bzw. Tourismus-Agenturen. Unsere journalistische Freiheit bleibt davon unberührt. Wir danken dem Team der Post, sowie der tollen Crew von Maro & Partner (mit dem weißen Golf).