Philippinen: Palawan – ein Trip in die Inselwelt von El Nido

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Manchmal gibt einem das Leben die Möglichkeit, Träume zu verwirklichen. Und obwohl schon viel gereist, träumte Dirk davon, einmal auf Palawan zu sein. Er sah sich mit einem der typischen Auslegerboote durch die Inselwelt vor der Insel fahren. Eine unfassbare Welt zieht vorbei. Und dann ergab sich eine einmalige Gelegenheit: ein Flug auf die Philippinen, Weiterreise nach Palawan, ein bunt lackiertes Auslegerboot. Wellen. Sonne. Und unzählige Inseln, eine schöner als die andere

eine Reisereportage von Dirk Lehmann (ausnahmsweise: Text und Bild)

„Da“, sagt der Skipper, ein lückenreiches Lächeln im Gesicht, er zeigt auf eine Felswand. „Da ist die Einfahrt.“ Ich folge mit dem Blick seinem Finger. Die Hände des Skippers sind gezeichnet vom Leben auf dem Wasser, von täglicher Arbeit, vom Kampf mit dem großen Motor. Reste von Fett und Motoröl lassen die goldbraune Haut noch dunkler wirken.

„Wo?“ frage ich.

„Du wirst es sehen, wenn du da bist. Paddel auf den Fels zu.“ Er gibt seinem Mitarbeiter ein Zeichen, ein Teenager, höchstens 15, 16 Jahre alt, volle Locken, weiche Gesichtszüge, nur die Hände sehen schon aus wie die des Alten. Der Junge wirft ein gelbes Kajak ins türkisfarbene Meer und hält es virtuos mit dem Fuß fest – die Philippinos machen viel mit den Füßen, meist steuert der Skipper mit dem Fuß, während er sich mit den Händen eine Zigarette dreht und dann anzündet –, ich steige ein. Und paddel auf die Felswand zu.

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Je näher ich komme, umso deutlicher zeichnet sich eine schmale Öffnung ab. Sie wirkt winzig. Eine Welle spült hindurch. Mit dem nächsten Abflachen des Wassers wage ich den Vorstoß, zwei, drei Paddelstöße, dann mache ich mich flach im kleinen Boot – und bin mitten in der Secret Lagoon. Kristallklares Wasser, durch das in Schwärmen bunte Fische gleiten. Hohe schroffe Felswände, zum Teil völlig überwuchert. Vögel kreisen in der Luft, ihre fremden Stimmen mischen sich mit dem Kreischen der Zikaden. Gedämpft rauscht das Meer. Nur selten in meinem Leben bin ich an einem zauberhafteren Ort gewesen. Und noch viel seltener allein.

Genau das ist es, was mir das Team des El Nido-Resort versprochen hatte, dass ich hier am späten Nachmittag, wenn die wenigen Tagestouristen weg sind, allein sein werde. Ich lasse mich aus dem Kajak ins warme Wasser gleiten, stülpe die Schwimmflossen über die Füße, die Taucherbrille über das Gesicht und schnorchle – das Boot hinter mir herziehend – durch ein Paradies. Ich schwimme gaaanz langsam. Jeden Moment auskostend.

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El Nido ist der Name einer Stadt, einer Region, einer Inselgruppe, eines Resorts, gelegen auf einer der typischen Kalkstein-Inseln. El Nido ist der Name einer Verheißung. Und El Nido wird für mich immer verknüpft sein mit solchen Momenten. Ich benutze es sogar als Redewendung für spezielle Augenblicke: „Das ist ja so el nido.“

Es begann mit meiner Ankunft in der gleichnamigen Provinzhauptstadt, einem kleinen Nest, in dem sich auf bizarre Weise die Lebensstile mischen – reiche Ausländer und vom Fremdenverkehr lebende Einheimische. Touristen, die es lieben am Strand zu liegen, und Fischer, die mit ihren traditionellen, bunt lackierten Auslegerbooten auf den rechten Moment warten, um hinaus zu fahren (und vielleicht einen Moment länger zögern als erforderlich, weil da eine schöne Frau am Strand liegt). Das Stadtbild geprägt aus einer bunten Mischung von Stein- und Holzhäusern, große Reklame-Tafeln, poppige Moto-Trikes. Ein schmaler Strand und eine Meeres-Szenerie wie ein Fantasiebild: eine weite, glitzernde Wasserfläche, aus der sich steil schlanke Felspuschel erheben, oben grün überwuchert. Riesige Rasierpinsel.

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Ein Boot hat uns hinein gefahren in das Reich der Rasierpinsel-Inseln. Immer kleiner wurde El Nido mit seinen bunten Häusern und den witzig beschrifteten Moto-Trikes, mit seinem schmalen Postamt und den überall herum streunenden Hähnen. In der Dämmerung war nicht erkennbar, welche der Inseln im Gewirr der Rasierpinsel wir ansteuerten. Plötzlich Lichter in der Dunkelheit, ein Steg zeichnete sich ab, darauf eine Gruppe von jungen Leuten in Polohemden, die zur Gitarre ein Welcome-Lied gesungen haben. „Welcome to El Nido.“ Bin ich von einem Hotel eigentlich schon einmal emotionaler begrüßt worden?

Das Resort besteht aus zwei Haupthäusern – das eine ist Rezeption und Restaurant, das andere Beachbar und Depot –, zwei Reihen von auf Stelzen im glitzernden Meer stehenden Bungalows und einem langen, langen Steg. Der ist das eigentliche Zentrum des El Nido Resorts, seine Seele. Ich beziehe meinen Bungalow, Palmblattdach, Palmblattgeflecht als Wandverkleidung, Bambusparkett, ein großes Holzbett darauf eine aus Palmgras-Tasche als Strandkorb. Ich lasse mich in die Kissen fallen. Die Sterne funkeln aus einem samtschwarzen Himmel, das Meer rauscht, die leichte Abendbrise lässt die Blätter der Palmen einen sanften Rhythmus klatschen und trägt den süßen Duft einer exotischen Welt in meinen Bungalow. Mensch, ist das el nido.

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Am nächsten Morgen beginnt das Leben am Steg. Das Resort lädt seine Gäste täglich zu Bootsausflügen ein. Es geht zu einer der anderen Inseln für eine Trekking-Tour durch den dichten Dschungel, durch leuchtendes Grün und Papierrindenbäume, selbst ein großer Kerl wie ich wirkt winzig in dem gewaltigen Wurzelgeflecht, ohrenbetäubend das Kreischen der Zikaden. Es geht zu einer perfekten Strand-Insel, feinster Sand, durch den sich die typischen Spuren der etwa 50 Zentimeter langen Warane ziehen, die hier leben. An einer Beach-Bar wird mir ein Mango-Smoothie zubereitet, indem der Barkeeper das sehr reife Fruchtfleisch einfach mit einem Glas aus der Schale löffelt.

Eines Abends wird das Dinner nicht im Restaurant serviert, sondern ich werde mit einigen anderen Gästen in ein Boot gebeten – und wir fahren hinaus aufs Meer. Der Himmel ist schwarz. So schwarz, dass man kaum den Blick von ihm lassen kann. Das Wasser spritzt glitzernd vom Bug auf, die Luft schmeckt nach Lebenslust. Und dann halten wir an einer Sandbank, auf der ein Tisch aufgebaut wurde, Stühle, Fackeln. Ein „Barbecue on the dunes“. Es gibt Brot, Salat, Reis, Gemüse, gegrillten Fisch, keine Hochküche. Aber ein Essen, das mir wohl lange als ganz besonders in Erinnerung bleiben wird. Wieder so ein El Nido-Moment.

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Selbst der Regen, der an einem Tag völlig unerwartet, aber umso heftiger über diese Inselwelt herein bricht, löst eher Faszination aus. Wie sich aus dem Nichts der Himmel verdunkelt, Wellen klatschen gegen den Steg. Ein heftiger Regenschauer. Mae geleitet mich unter ihrem Oversize-Schirm zu meinem Zimmer. Und während des kurzen Gesprächs mit ihr über das Alltagsleben im Luxusresort – die Mitarbeiter wohnen in einem großen, neuen Haus hinter dem Hotel, manche fahren aber auch täglich mit den Booten nach Hause – bricht über den Rasierpinselpuscheln die Sonne durch die Wolken.

Jetzt stehe ich wieder am Steg des Hotels und werfe meine Tasche in das Boot, das mich zum Aeropuerto El Nido bringen wird. Einige Mitarbeiter haben sich aufgebaut und singen zur Gitarre ein Good-Bye-Lied. Klar, es ist Teil ihres Jobs. Aber sie haben auch Spaß daran und spüren, wie die Musik die Herzen der Gäste öffnet. Bin ich eigentlich jemals von einem Hotel so emotional verabschiedet worden? Eine Weile noch ist die Musik zu hören, wie sie über die Wellen weht. Dann ist da nur noch das Grummeln des Bootsmotors, der eigentliche Soundtrack der Wasserwelt Palawans.

In entlegenen Regionen kostet Reisen noch viel Zeit. Das ist ein besonderer Luxus. Man kann seinen Gedanken nachhängen, das Erlebte verarbeiten, Menschen beobachten, mit Fremden reden. Das Boot bringt uns in die Stadt. Ein Bus bringt uns zum Busbahnhof. Der nächste Bus zum Flugplatz. Ein Sextett hat sich vor einem Wasserbüffel aufgebaut, das nächste Abschiedslied. Im Terminal erhalte ich meinen Boardingpass – ein Stück Holz, das nachdem ich meinen Sitzplatz eingenommen habe, wieder eingesammelt wird. Die Propellermaschine beschleunigt. Ich blicke hinab auf das Meer. Rasierpinselinseln. Boote. Von einem löst sich ein gelbes Kajak. Mann, ist das El Nido!

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Die besten Reise-Tipps für Palawan und seine Sehenswürdigkeiten bietet nach wie vor der Lonely Planet, sehr informativ ist auch die Website der El Nido Resorts. Offizielle Infos und Tipps zu den Philippinen bietet das Philippinischen Fremdenverkehrsamt, das diese Reise unterstützt hat. Eine gute Flugverbindung von Frankfurt nach Manila mit nur einem Stopp in Tokio bieten die japanischen All Nippon Airways.

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