Wenn Paare reisen, erleben sie die Unterschiede zwischen Mann und Frau viel intensiver als im Alltag. Susanne und Dirk haben einige ihrer Lieblings-Dialoge aufgeschrieben.
Reise-Dialog Nr. 7: Der traumatisierte Rikscha-Fahrer…
Lumbini. Am Geburtsort Buddhas in Nepal ist über die Jahre so eine Art Tempel-Expo entstanden: Nationen aus aller Welt haben Stupas errichtet. Und zum Teil schon wieder abgerissen, um größere Stupa-Neubauten aufzustellen, denn der Nachbar oder der Lieblings-Feind hat eine höhere als man selbst (merke also, auch Buddhisten können ganz schön materialistisch sein). Vertreten sind Länder wie China, Japan, Sri Lanka, Thailand, Burma, aber auch buddhistische Groß-Nationen wie Frankreich und Deutschland.
Das Areal misst mehrere Quadratkilometer. Wer mehr als einen Tempel sehen will, nimmt eine Fahrradrikscha. Susanne und Dirk müssen zwei nehmen. Dirk ist schuld. Und schnell zeigt sich, dass der zarte Fahrer, der zwei Köpfe kleiner ist als Dirk und höchstens die Hälfte wiegt, selbst mit einem Fahrgast seine lieben Probleme hat. Bis Dirk hilft, er streckt die Beine aus, stupst die Füße seines Fahrers von den Pedalen und treibt die Rikscha über das Gelände. Alle sind zufrieden: Rennradfahrer Dirk kann sich austoben, der Rikschfahrer nimmt die Beine hoch und verdient dennoch Geld. Bis Susanne eine Frage der Ehre stellt. Sie stehen vor einem Teich voller Lotosblüten.
Sie: „Wie lange wird er wohl brauchen, um sich von dem Schock zu erholen?“
Er: „Schock? Was für ein Schock?“
Sie: „Dass du seine Arbeit machst.“
Er: „Quatsch! Ich helfe ihm doch nur. Außerdem hat mein Fahrer begeistert gekichert als wir an all den anderen Rikschas vorbei gerast sind.“
Sie: „Aber stell dir doch mal vor, wie du dich fühlen würdest – wenn du Rikscha-Fahrer wärest, und dann käme einer und würde dir mal so richtig zeigen, wo der Hammer hängt?“
Er: „Wahrscheinlich würde ich denken: Wie geil ist das denn, jetzt zahlen die blöden Touris nicht nur viel zu viel Geld für die Fahrt, sie trampeln auch noch selbst!“
Sie: „Die Männer hier sind sehr sensibel und sehr traditionell.“
Er: „Aber ich bin der bessere Radfahrer.“
Sie: „Gerade, als wir aus dem Tempel kamen, sah ich jedenfalls, dass mein Fahrer und deiner Streit hatten.“
Er: „Du denkst, sie haben gestritten, weil der eine dem anderen gesagt hat, sowas könne er nicht mit sich machen lassen, das gehe gegen die Rikschafahrer-Ehre?“
Sie: „In etwa.“
Er: „Ich denke eher, dass sich deiner auch mal fahren lassen will. Ich weiß noch, als wir die Jungs angesprochen haben, hat sich der eine Fahrer sofort auf dich gestürzt. Der wollte lieber die leichte schöne Frau radeln als den dicken Mammut-Man. Aber jetzt will mein Fahrer seinen Motor nicht mehr hergeben…“