Hinterköpfe und Rückenlehnen: Für Passagiere mit Gangplatz ist eine Flugreise vor allem eine Gelegenheit, Filme zu sehen, die man im Kino verpasst hat. Air Canada zeigt: „Contagion“, einen Film über den Ausbruch einer weltweiten Pandemie – und wie machtlos der einzelne in einer solchen Situation ist
Ein Tag in Flugzeugen und an Flughäfen, ein Tag mit Stewardessen und Hinterköpfen, Videofilmchen in Rückenlehnen und eingeklemmten Beinen, mit Essen aus Plastikschalen und seltsamen Verbindungsgängen in Terminals. Unsere Reise beginnt um 5 Uhr morgens. Anziehen, die letzten Sachen packen, kurz vor sechs ziehen wir die Tür hinter uns zu. Auf dem Weg zur S-Bahn mischt sich zum ersten Mal etwas Vorfreude in den Stress der letzten Tage, die geprägt waren von Aufräumen, Besorgungen machen, Finanzen organisieren, den Untermietvertrag abschließen, Freunde besuchen, mit der Familie telefonieren. Die Nächte waren kurz, und jetzt hasten wir durch einen schönen Hamburger Sommermorgen und sind vor allem angespannt. Die Rucksäcke hängen schwer an den Schultern. Und ich kann nicht anders, als Susanne kurz zu fragen: Was machen wir hier eigentlich? Warum bleiben wir nicht einfach fünf Monate zu Hause?
Menschen im Transit: Passagiere im Tunnel zwischen zwei Terminals und im Flugzeug hinter Monitoren
Doch die Lust am Reisen kommt mit dem Reisen selbst. Alles klappt bestens. Wir hatten uns bei Air Canada Sitzplätze am Notausgang reserviert, ich genieße die Beinfreiheit, Susanne sagt, schade, dass es kein Fenster gibt. Von Montreal sehen wir nicht mehr als den Flughafen. Der Flug nach Calgary verspätet sich. Und erst als die Maschine abhebt wird mir klar, dass wir jetzt noch einmal mehr als fünf Stunden in der Luft sein werden, noch einmal zwei Zeitzonen nehmen. Als wir landen, ist es in Calgary erst früher Abend, in Deutschland bereits mitten in der Nacht. Acht Stunden Zeitunterschied. Und jetzt sind wir da und vor allem sehr müde.
Zwischenstopp in Montreal. Rucksäcke im SUV. Ein Flughafenhotel im Kastenstil. Und die Müdigkeit nach knapp 15 Stunden in Flugzeugen
Für die erste Nacht haben wir ein Airport-Hotel gebucht und packen die Rucksäcke in den Mietwagen. Zum Hotel gehört ein Restaurant mit einem italienischen Namen, das Essen erinnert auch ein wenig an Italien. Wir gabeln Salat, stochern müde in der Lasagne und schleppen uns schließlich gegen 21 Uhr Ortszeit ins Bett. Angekommen im ersehnten XXL-Land, das groß genug sein soll für unsere Sehnsüchte. Ein Flugzeug startet in der Ferne. Die Klimaanlage brummt. Regentropfen klopfen leise ans Fenster. Und nach dem 14. bin ich eingeschlafen.
Themenpark im Airport: Die Gepäckbander am Flughafen von Calgary zeigen Kanada als Miniaturwunderland