Die Paar-Dialoge: „Sieh mal nach, was da los ist.“

Paare mögen sich – meistens
Sie sagt. Er sagt.

Wenn Paare reisen, erleben sie die Unterschiede zwischen Mann und Frau viel intensiver als im Alltag. Susanne und Dirk haben einige ihrer Lieblings-Dialoge aufgeschrieben.

Reise-Dialog Nr. 8: Wenn es in der Einsamkeit Kanadas nachts plötzlich an der Tür sägt…

Essen_Huette_Kanada

In den Rocky Mountains Kanadas. Das Fryatt Valley ist ein abseits gelegenes Hochtal im Jasper Nationalpark. Ein beschwerlicher, 23 Kilometer langer Wanderweg führt an diesen entlegenen Ort auf 2000 Metern Höhe, umgeben von bis zu 3500 Meter hohen Gipfeln. Susanne und Dirk wohnen in einer Berghütte des Alpine Club of Canada. Ganz allein. Sie leben wie Trapper, waschen sich im eiskalten Fluss, heizen den Ofen ein und kämpfen gegen Pferdebremsen. Auf ihren Wanderungen erkunden sie Wasserfälle und Schneefelder, und sie genießen das Gefühl, die einzigen Menschen weit und breit zu sein. Wirklich die einzigen? Eines Nachts – sie hatten ein romantisches Candle-Light-Dinner mit Expeditionsnahrung und Tütenwein –, sie schlafen längst in ihren dicken Daunenschlafsäcken (es ist kalt geworden), hört Susanne ein Geräusch und rüttelt Dirk.

Sie: „Wach auf!“

Er: „Was denn?“

Sie: „Hörst du das? Dieses Kratzen und Sägen?“

Er: „Klar höre ich das. Es kommt von der Tür. Ein lautes Kratzen und Sägen…“

Sie: „Lass die Scherze. Was ist das?“

Er: „Woher soll ich das wissen?“

Sie: „Einer von uns muss nachsehen!“

Er: „Ich, oder?“

Sie: „So was macht immer der Mann.“

Er: „Immer?“

Sie: „Im Film. ER nimmt sich ein Gewehr, zumindest aber ein Messer oder eine Schaufel, und dann sieht ER nach, was da los ist…“

Er: „…und kommt nie wieder! Der Rest des Filmes erzählt dann, wie SIE vom Monster gejagt wird. Und knapp überlebt.“

Sie: „Wir müssen was tun.“

Er: „Ich geh‘ ja schon. Gib mir mal die Taschenlampe.“

Sie: „Was suchst du jetzt noch?“

Er: „Ein Messer und das Bärenspray. Du glaubst doch nicht, dass ich einfach so da raus gehe. Was, wenn da der Grizzly auf seinen Snack wartet?“

Sie: „Sei vorsichtig.“

Er: „Erst schickst du mich raus in die Wildnis, dann sorgst du dich. Hättest doch selbst gehen können.“

Sie: „Du schaffst das, Tiger.“

Er: „Das solltest du dir mal ansehen. Es war tatsächlich ein Bär, undzwar ein Waschbär. Ich habe ihn weglaufen sehen. Er hat offenbar versucht, sich durch die Türschwelle zu nagen und zu raspeln.“

Sie: „Was will er wohl?“

Er: „Keine Ahnung. Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, dass wir auf der Suche nach Abgeschiedenheit um die halbe Welt reisen. Wir wollen raus in die Wildnis. Die wilden Tiere aber wollen offenbar lieber rein zu uns.“