Laut einer Umfrage träumen 72 Prozent aller Deutschen davon, eine Auszeit zu nehmen. 38 Prozent würden es auch tun, geschätzte 3 bis 4 Prozent machen es dann tatsächlich. Interessant ist auch, dass der eigentlich aus den USA entlehnte Begriff Sabbatical für Sabbatjahr steht, dabei hat die durchschnittliche Auszeit nur noch Dauer von etwas mehr als drei Monaten. So viel also zum Themenkomplex Traum, Wunsch, Wirklichkeit – es bleibt oft nicht viel übrig von dem, was man sich ersehnt.
In der Jahresendausgabe der Süddeutschen Zeitung las ich ein Interview mit dem Hildesheimer Entwicklungspsychologen Werner Greve. Der hat in letzter Zeit vor allem zur Kriminalpsychologie publiziert, doch auch die sehr lesenswerte Abhandlung über die „Psychologie des Selbst“ stammt von ihm. Greve weiß also, in welcher Konstellation man sein Leben ändern will. Demnach ist es nicht der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, es sind nicht die Sterbefälle oder Trennungen. Greve sagt, bevor man aus seinem Leben aussteigt, hat man lange darüber nachgedacht, schließlich komme es zu einem „kritischen Lebensereignis“, das könne ein banales Gespräch sein, ein Buch oder ein Film – „und dann: ab in die Südsee!“
Doch was findet man da? Kann man man tatsächlich aus seinem Leben aussteigen, geht das überhaupt? Hat man nicht das Selbst im Gepäck? Entwicklungspsychologe Greve attestiert den Menschen ein großes Veränderungspotential, schließlich gebe es keinen Schlusspunkt, an dem eine Persönlichkeit fertig ist. Und er sagt den schönen Satz: „Wenn sich unsere Motive ändern, können auch wir selbst uns ändern.“
Ein Sabbatical ist ein Ausstieg auf Zeit. Und Südsee auf Zeit klingt auch verdammt gut. Uns hat nicht ein „kritisches Lebensereignis“ beeinflusst, es war die Neugier auf uns selbst. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir erkunden, welche Orte wohl besonderen Einfluss auf unsere Motive haben.
www.deutschlands100.de/tipps-infos/karriere/work-life-balance/sabbatical.html
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