Die Qual der Wahl- wohin nur reisen? Heute schickte mir Dirk eine Email. Momentan bekomme ich viele Emails von Dirk, wir diskutieren mögliche Reiseziele, ständig gehen Vorschläge hin und her: „919€ nach Australien, was meinst du? Down under ist warm, man kann fast überall campen. Das macht das Reisen günstiger.“ Mir lief ein Schauer über den Rücken. Nichts gegen Australien – aber die Spinnen! Ich habe Angst vor diesen haarigen, unglaublich wendigen Tieren, mit meiner Meinung nach viel zu vielen Beinen an ihren wuchtigen Körpern. Und was Dirk scheinbar vergessen hat, als er den Vorschlag machte ist, dass er mir von seinen Camping-Erlebnissen in Australien bereits begeistert erzählt hatte. Höhepunkt der Geschichte ist, dass er nachts auf Toilette musste, und als er die Taschenlampe anknipste sah, dass sich ein paar Huntsman-Spider auf am Zeltdach niedergelassen hatten. Er besaß die Gelassenheit, diese mit einem seiner großen Schuhe einfach vom Zeltdach zu katapultieren. Ich hätte mir bei dem Anblick wahrscheinlich in die Hose gemacht und meinem Bedürfnis damit ein Ende gesetzt.–
Nun gut. Eine andere Überlegung von Dirk war, nach Sasketchewan in die Wälder zu gehen und dort in einer Blockhütte Auszeit von der Zivilisation zu nehmen. Der Bundesstaat Kanadas, dessen Namen ich bis heute kaum aussprechen kann, zeichnet sich dadurch aus, dass er eine unberührte, prachtvolle Natur besitzt. Nun weiß Dirk nicht, dass mir mein Kollege Oliver von seiner Reise mit Familie nach Kanada erzählt hat, sie haben in einer Hütte im Wald übernachtet. An einem Morgen haben sie große Tierspuren gefunden, die sich einmal um die Hütte verfolgen ließen. Ob das wohl die Nachbarskatze gewesen ist? Die scheinen hier wirklich größer zu sein. Nein, es war nicht die Katze, wie sie später erfuhren. In der Region gibt es Pumas.
Und nun frage ich mich, mit welchem Tier ich mich schneller anfreunden kann. Puma oder Spinne? Wahrscheinlich kommen im Laufe der Planung noch weitere wilde Tiere hinzu – kampflustige Hühner, gefräßige Fische und widerspenstige Kühe.
Was Dirk von meinem Vorschlag hält nach Neuseeland zu fliegen? Dort gibt es sehr wenige gefährliche Tiere und die Spinne, der ich dort begegnet bin, die war nicht größer als mein Fingernagel. Mit Hilfe eines Besens konnte ich sie auch schnell davon überzeugen, mein Zimmer zu verlassen. Je länger ich nachdenke, umso mehr scheint mir Konfrontation der einzige Weg zu sein. Ich werde mich den Tieren auf unseren Reisen stellen und hoffen, dass sie mehr Angst haben als ich. „Tolle Idee nach Australien zu fliegen. Du hast schon so viele spannende Geschichten über deine Down-Under-Reisen erzählt, jetzt werde ich vielleicht auch die Möglichkeit haben mit Weißspitzenriffhaien zu schwimmen,“ schreibe ich Dirk per Email zurück. Meine Angst vor Spinnen behalte ich für mich und nehme mir vor, in jedem Zimmer zuerst nach einem Besen zu schauen.