Mit der Auszeit ins Abseits: Von einem Sabbatical profitiert einer ganz bestimmt nicht – der, der es macht. Das zumindest ist die Behauptung von Marcus Schmidt. Der Geschäftsführer der Personalberatung Hanover Matrix räumt in seinem Buch mit den „40 größten Karriere-Mythen“ auf. Einer der „gefährlichsten ist der Irrglaube, ein Ausstieg auf Zeit nütze der Karriere“. Schmidt sagt im Interview mit dem Journalisten Jochen Mai in dessen Blog Karrierebibel: Das Sabbatical wird für den Aussteiger umso riskanter, je länger es dauert. Das berufliche Netzwerk „verfällt“, und je länger man weg ist, desto schwerer fällt der Wiedereinstieg. Wer könne sich demnach überhaupt ein Sabbatical erlauben? Schmidt: „Wer etwa gerade sein erstes Unternehmen verkauft hat, dem wird niemand den Bedarf für eine kreative Pause absprechen. Natürlich spricht auch nichts gegen das Erholungspotenzial und die Bildungsqualitäten einer Weltreise. Nur sollte man nicht erwarten, dass der nächste Chef das ähnlich euphorisch sieht. Es sei denn, man ist Reisejournalist.“
Interessante Haltung. Wir machen bisher eigentlich eine ganz andere Erfahrung: Wer immer von unserem geplanten Sabbatical erfährt, reagiert mit Begeisterung. Selbst Vorgesetzte im Verlag beneiden uns (kann natürlich sein, dass sie eher froh sind, uns für eine Weile los zu sein). Allerdings sind wir auch in einer Berufswelt tätig, in der es nicht so wahnsinnig viele Aufstiegsmöglichkeiten gibt, der Journalismus befindet sich in einer Art Krebsgang zwischen Print-Vergangenheit und Online-Zukunft, erstere verliert beständig an Auflage, letztere verdient auf absehbare Zeit nicht genug Geld. Journalisten müssen beides können – Dienstleister sein und Kleinunternehmer werden. Und erkennen können, dass eine kreative Pause wichtig ist für die eigenen Perspektiven. Wir fordern: Sabbatical für alle!