Wenn Paare reisen, erleben sie die Unterschiede zwischen Mann und Frau viel intensiver als im Alltag. Susanne und Dirk haben einige ihrer Lieblings-Dialoge aufgeschrieben.
Reise-Dialog Nr. 9: Er hat eine Spezialität der französischen Küche gegessen…
Gruß aus der Küche: rechts eine Garnele, links der Schenkel, der Ärger macht
Im Elsass ist die Welt noch in Ordnung. Selbstverständlich findet man auf der Speisekarte des französischen Spitzenrestaurants in Colmar, in dem wir essen, auch Kalbsbris und Foie Gras. Die Gänsestopfleber ist weltweit verpönt, weil man die Tiere dafür mehrmals täglich zwangsernährt, in vielen Ländern hat man diese Mast sogar verboten. In Frankreich hingegen wurde die Foie Gras zum nationalen gastronomischen Erbe erklärt, das steht über dem Tierschutz. Die Hochküche im Elsass ist sehr traditionell, sehr französisch. Und bietet die Gelegenheit, Dinge zu essen, die man lange nicht mehr auf dem Teller hatte. Undzwar schon beim Amuse Geule. Es werden Froschschenkel serviert. ER isst mit Neugier. Aber SIE „is not amused“.
Sie: „Ich kann nicht fassen, dass du das getan hast.“
Er: „Du meinst die Froschschenkel…“
Sie: „Ich finde das so grausam.“
Er: „Komm, reg dich nicht auf. Ich esse so wenig Fleisch, dass ich statistisch ein Vegetarier bin.“
Sie: „Was, bitte, ist denn ein statistischer Vegetarier? Entweder man isst Fleisch. Oder nicht.“
Er: „Jetzt sei nicht so moralisch.“
Sie: „Bei Froschschenkeln muss man moralisch argumentieren. Das ist so eine grausame Sauerei. Du weißt, dass den Tieren bei lebendigem Leib die Beine abgeschnitten werden?“
Er: „Es ist nicht nett…“
Sie: „Du denkst wohl, man fängt die Frösche in den Auen rund um Colmar, schnappt sie quasi den Störchen vor dem Schnabel weg. Aber man importiert das Fleisch aus Asien. Da werden die Tiere richtiggehend gejagt. Mit enormen Auswirkungen auf das Ökosystem: Weil die Frösche fehlen, vermehren sich die Insekten derart, dass verstärkt Pestizide zum Einsatz kommen. Manche der in Frankreich und Belgien besonders begehrten Froscharten sind nahezu ausgestorben.“
Er: „Ich wusste gar nicht, dass du so eine Frosch-Expertin bist.“
Sie: „Bin ich auch nicht. Ich habe einen Beitrag von Greenpeace darüber gelesen.“
Er: „Komm, irgendwie findest du Frösche doch auch eklig…“
Sie: „Und was man nicht schön findet, darf man erst misshandeln und dann aufessen? Für ein Kilo Froschschenkel sterben bis zu 50 Tiere! Die Belgier sind übrigens die schlimmsten Frosch-Schenkel-Fresser. Deshalb will ich nie dahin.“
Er: „Wenn du keine Länder mehr bereisen willst, in denen Tiere schlecht behandelt werden, kannst du nur noch zu Hause bleiben. Außerdem habe ich kein Kilo Froschschenkel gegessen – es war ein einziger.“
Sie: „Du hättest protestieren müssen als man dir diesen `Gruß aus der Küche´ serviert hat.“
Er: „Ich war neugierig, hatte das Fleisch schon lange nicht mehr gegessen.“
Sie: „Dann will ich aber auch sehen, wie du in Laos Vogelspinnen probierst.“
Er: „Ich weiß nicht…“