Double Room with a view. Fontana Park, Lissabon: cooles Design-Hotel in einer aufregenden Stadt

 die Ponte Vasco da Gama

Plakat Art Fair Lissabon

unser Zimmer im Fontana Park

Perfekt für Paare: Schon der Landeanflug macht Lust auf Lissabon, das durchaus so viel Kunst zu bieten hat wie Basel. Das „Fontana Park“ ist ein Rückzugsort in Schwarz-und-Weiß

Ein Reisebericht von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Ein wundervoller Herbstabend. Die tief stehende Sonne überzieht die Gesichter der Menschen, die hier sitzen, mit zartem Goldglanz. Als wären sie aus einem der Gemälde entstiegen, wie sie im „Museu Nacional de Arte Antiga“ hängen, dem Museum für Alte Meister. An diesem Sonntag im Oktober sind überwiegend Portugiesen hier. Die Stadt leert sich, kommt allmählich zur Ruhe. Dabei ist Lissabon im Herbst besonders schön. Wir genießen die Intimität dieses Ortes, die vor allem romantische Portugiesen anzuziehen scheint. Viele halten Händchen, Schultern berühren sich, Köpfe lehnen aneinander. Wenn die Touristen weg sind, zeigt sich der Miradouro da Graça als Ort der Zärtlichkeiten und Küsse.

Es gibt Momente in dieser Stadt, die vor allem eine Frage aufwerfen: Warum kommen wir nicht öfter? In Hamburg läuft bereits die Heizung, hier kann man noch im T-Shirt draußen sitzen auf einem der grün lackierten Eisenstühle des Cafés, an einem der runden, ebenfalls grünen Eisentische. Vor uns stehen zwei kleine Biere – Imperiais – und eine Schale mit weißen Bohnen in Salzlake. Die Tremocos sind ein beliebter Snack, schmecken nussig, salzig, man beißt sie aus ihrer dünnen Schale. Und braucht unbedingt ein zweites Bier dazu. Weit geht der Blick über die Stadt, über Burg (Castelo de São Jorge), Fluss, Christusfigur (Cristo Rei) und Hängebrücke in die Ferne, die von Lissabon einst erobert wurde.

weisser Sessel im Hof    schwarzer Sessel in der Lobby
Ohren-Sofa und Muschel-Sessel: Sitzgelegenheiten wie in einem Möbel-Schau

Die Miradouros sind die Podeste dieser selbstverliebten Stadt. Von den Aussichtsplattformen präsentiert sich Lissabon in all seiner Schönheit. Kraftvoll, groß und mächtig wirkt die Hauptstadt von hier. Und für einige Momente kann man in Seefahrer-Romantik schwelgen und vergessen, wie schwer die Gegenwart für die Portugiesen ist. Und wie groß das Chaos, in dem sich diese Stadt manchmal verliert.

Lissabon ist gelebter Widerspruch. Eng und schmal sind die Gassen in den Altstadtvierteln, viele Häuser verfallen. An den prachtvollen Avenidas reihen sich Repräsentationsbauten und Flagship-Stores. Lissabon ist günstig, ein Espresso (Bica) kostet 50 Cent, ein gutes Hotelzimmer rund 80 Euro. Und die Stadt wirbt damit, dass hier die Einkäufe in den weltbekannten Boutiquen günstiger seien als in Nordeuropa (und damit ist alles jenseits der spanischen Grenze gemeint). Noch eine Stadt also, die quasi damit wirbt, arm aber sexy zu sein.

Die Bürokratie in diesem Land ist viel zu groß und müsste unbedingt abgebaut werden, doch schon jetzt liegt die Arbeitslosigkeit bei fast 18 Prozent, in der Altersgruppe der unter-24-jährigen sogar bei knapp 25 Prozent. Längst sind sie vorbei die glorreichen Zeiten einer großen Seefahrernation. Doch noch immer hält man sich in Lissabon für den Nabel der Welt. Und man macht andere verantwortlich für die Bauchschmerzen. Wir haben viele Gespräche über Europa und die Wirtschaftskrise geführt. Oft genug hat man uns den Eindruck vermittelt, dass es diesem Land viel besser gehen würde, wenn es ohne EU wäre. Was ein Blödsinn…

dunkler Gang im Fontana Park  wilde Lampen in der Lobby
Schwarz-Weiß-Grün: Flur und Lobby eines Hotels, das Design an einer Parkanlage bietet

Wir sind oft in Portugal. Halt, nein, stimmt nicht. Wir fühlen uns dem Land verbunden, müssten eigentlich öfter hier sein. Susannes Mutter ist Portugiesin, Susanne spricht die schwierige Sprache mit ihren seltsamen Joã-Lauten fast perfekt, sie hat Verwandte und Freunde in der Stadt, mit denen sie oft telefoniert (ich verstehe kein Wort und höre trotzdem gern zu). Und doch reisen wir höchstens einmal jährlich nach Lissabon. Meist wohnen wir privat, im letzten Jahr hatten wir eine phantastische Wohnung gemietet, direkt unterhalb der Burg, so sehr in einen der steilen Hügel Lissabons integriert, dass es in der vierten Etage einen großen Garten gab, Papageien tobten durch die Bäume.

Diesmal sind wir nur für ein verlängertes Wochenende in der Stadt und haben uns ein Hotel genommen. Das „Fontana Park“ war lange Mitglied in der Kooperation der Designhotels und gehört seit Mitte des Jahres zu Hiltons junger, eher unkonventionellen Marke Doubletree, es ist ein Ort der Ordnung in dieser chaotischen Stadt. Ein Hort des rechten Winkels in Europas Metropole der krummen Gassen und schiefen Wände. Ein Haus, dessen Schwarz-Weiß überrascht in dieser Hauptstadt der grünen Parks und braunen Dächer.

Susanne beim Frühstück  Blick aus unserem Zimmer

eine Frau schminkt sich im Auto   die Markthalle gegenüber vom Hotel
Lissabon, 9.32 Uhr: Frauen am Morgen, Bäume wie Make-up-Pinsel und ein rosa Schweinchen

Das Fontana Park macht sich nicht gemein mit gängigen Lissabon-Klischees. Hier ist nichts zu finden vom morbiden Chique dieser Stadt. Man kommt aus einem heißen Herbsttag hinein in eine eiskalte Hotel-Lobby, folgt einem giftgrünen Teppich, der durch das Schwarz-Weiß-Entree leitet, durch einen Wald weißer Säulen auf schwarzem Boden bis an die türkisfarbene Rezeption, hinter der ganz in Schwarz gekleidete Hotelmitarbeiterinnen stehen, die für einen knappen Moment zu lang in ihre Computer-Monitore starren, so dass man kurz das Gefühl hat, nicht so recht zu passen in diese durchgestylte Szene. Es ist alles schon verdammt cool hier. Bis uns die Herzlichkeit überrascht.

Unser Zimmer liegt in der sechsten Etage. Ein schwarzes Bad, ein weißes Bett, ein kleiner Raum, spiegelnde Oberflächen. Wir haben einen schönen Blick. Doch am meisten verblüfft, wie extrem sich die Wahrnehmung eines Hotels ändern kann. Erst befürchteten wir, dass uns das Schwarz-Weiß nervt, so eine fast manieristische Konsequenz kann auch anstrengend sein. Doch schon nach dem ersten Ausflug in die Hitze Lissabons, tun die Ruhe und Gelassenheit gut, mit der uns das Fontana Park empfängt. Am zweiten Tag sind wir sicher, dass das coole Design ein perfekter Kontrast ist zum liebenswerten Chaos der Hauptstadt. Ordnung und Entropie. Und nach drei Tagen gehen wir zum Abendessen einfach runter in das Sushi-Restaurant „Bonsai“.

Wir genießen eine frisch gemachte Miso-Suppe, die perfekt angerichteten und sensationell leckeren Nigri und California-Rolls. Wir trinken dazu einen herrlich frischen Rosé aus dem Alentejo, aus Syrah- und Aragonês-Trauben. Und machen uns später dann doch auf zu einer der Aussichtsplattformen. Wo es trotzdem ein kleines Bier gibt und weiße Bohnen und Küsse im Abendlicht.

der Eingag zum Hotel   Kunstwerk am Tejo

We Hate Tourism-Tours in Lissabon   Feierabendbier
Sommerzauber im Herbst: die Hotellobby und ein Pool wie Portugal. Ein Souvenir-Verkäufer („We hate Tourism-Tours“) auf dem Feira da Ladra und ein ein kleines Bier, Imperial, im Freien

Was uns gefällt

Sie sagt: Es war schön, auf der anderen Seite der Stadt zu wohnen, mal nicht in Alfama, Graça oder São Vicente. Hier ist es sehr grün, und das mondäne Lissabon ist gar nicht so teuer, vielleicht weil viel weniger touristisch. Das Hotel habe ich als coolen Rückzugsort sehr genossen. Dass man sich wohl fühlt, merkt man daran, dass wir mehr und mehr Zeit im Hotel verbracht haben als eigentlich vorgesehen, wir blieben zum Abendessen und nahmen nachts in der Bar mit Wasserfall noch einen Drink. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, mir waren die Räume zu kalt.

Er sagt: Mir hat die Gradlinigkeit des Fontana Park gefallen. Ich mag auch die Gegend, die Parks mit ihren hohen Palmen. Als wir ins Hotel kamen, dachte ich: Wow, alle, die hier arbeiten, wurden bei „Portugals next Top Model“ gecastet! Sie sind nicht nur schön, sondern auch irre sympathisch. Und auch wenn ich mich an die krassen Kontraste gewöhnen musste, das Fontana Park ist wahrlich ein schönes Hotel für Paare, modern, klar, es bleibt viel Raum für einen selbst. Was ich nicht verstehe, dass die deutsche Website sprachlich so holperig ist. Das passt nicht zu einem 4-Sterne-Hotel mit Anspruch.

Abendstimmung in Lissabon

Größe, Gottesfurcht, Ferne: Blick von einem der Aussichtspunkte über die Stadt

Hotel Fontana Park, Rua Engenheiro Vieira da Silva 2, 1050-105 Lissabon, Tel. +351-21-041 0600, www.fontanapark-hotel.com/de (das Hotel steckt übrigens mitten im Rebranding-Prozess zu einem Doubletree)