Abgehoben: Blick auf den Hamburger Hafen an einem späten Wintertag kurz nach dem Start
Dies ist eine Geschichte über Ärger. Obendrein über einen Ärger, den man gar nicht gern hat. Denn er vergrätzt einem die beste Zeit des Jahres – den Urlaub. Es ist aber auch eine Geschichte über die Hilflosigkeit vieler Beteiligten, über rechtliche Regelungen, die offenbar ignoriert werden. Und es ist auch eine Geschichte über uns Verbraucher, die wir immer nur den günstigsten Preis im Sinn haben. Darüber aber manchmal vielleicht den Blick für die Wirklichkeit verlieren.
Diese Geschichte beginnt an einem Dienstag in Hamburg. Spontan entscheiden wir uns, mit meinen Töchtern aus erster Ehe eine Woche der Osterferien auf den Kanaren zu verbringen, die Wahl fällt erst auf ein Ferienhaus, doch dann finden wir ein schönes Kreuzfahrt-Angebot, eine Woche „Aida Blu“. Meine Töchter lieben es, mit einem Schiff zu reisen. Kurze Rücksprache mit den beiden, kurze Koordination was den Preis betrifft, und wir buchen die Seereise, die uns von Gran Canaria nach Madeira und dann durch die Inselwelt der Kanaren führen wird.
Wir sind typische Selbermacher. Erst die Unterkunft, dann der Flug. So machen wir es auch jetzt. Dass wir dabei nur selten überhaupt noch auf die Website der Airline selbst gehen, hat mit der Erfahrung aus vielen Buchungen zu tun, sind es doch meist die Fluggesellschaften, die ihre eigenen Tickets am teuersten verkaufen. Swoodoo hatte uns als günstigsten Preis 252 Euro pro Person von Hamburg nach Las Palmas und zurück angezeigt. Wir haben die Seite nicht geschlossen und klicken auf den Preis, den die Flugbuchungsmaschine anzeigt. Inzwischen ist die Session abgelaufen, wir müssen die Verbindungssuche erneut starten. Jetzt wird ein neuer Preis angezeigt: 272 Euro.
Bei Swoodoo präsentiert sich Tripado erst als günstig, wird dann immer teurer
Okay, Zähneknirsch, Pech gehabt. Swoodoo listet die günstigsten Anbieter auf. Ganz oben steht Tripado. Es irritiert, dass der Reisemittler eine Berliner Telefonnummer als „günstige Festnetznummer“ anpreist, obwohl das Impressum das beschauliche Blumberg im Süden von Donaueschingen als Unternehmenssitz nennt. Das passt zum Namen, der auf kryptische Weise eine Nähe zum bekannten Hotelbuchungsportal suggerieren will.
Ach, egal. Wir klicken auf den Swoodoo-Link und erhalten von Tripado die Info: „Ihre gewünschten Flüge sind leider nicht mehr buchbar“. Wir geben die Daten bei Tripado erneut ein. Jetzt ruft das Portal einen Preis von 432,46 Euro pro Person auf, 160 Euro teurer als zunächst angegeben. Nur zum Spaß klicken wir auf das Tripado-Angebot für Condor, der Flug soll 448,98 Euro kosten. Unmittelbar nach dem Klick erhalten wir den Hinweis, „Achtung! Der Preis hat sich verändert“, für jeden Passagier wird zusätzlich eine Service-Gebühr von 10 Euro erhoben.
Aus 1008 Euro wie bei Swoodoo angegeben (vier Flüge á 252 Euro) sind inzwischen 1735,33 Euro geworden. Und das scheint noch nicht alles zu sein, schließlich heißt es bei Tripado im Feld Steuern und Gebühren 0,00 Euro. Da wir die Buchung nicht fortsetzen, erfahren wir nicht, welche Kosten noch auf uns zu kommen würden. Wir rufen die „günstige Festnetznummer“ an, um nachzufragen, mit welchen Zusatzkosten wir zu rechnen haben. Doch es geht niemand ran.
Rumbo verwirrt mit Rabatten und Aufschlägen, die den Preis um mehr als 400 Euro erhöhen
Wir surfen zu Kayak, das ist zwar die Mutter-Gesellschaft von Swoodoo. Doch haben wir oft genug die Erfahrung gemacht, dass sich die Angebote unterscheiden. Und siehe da, es wird ein Flug über Govolo für 339 Euro angeboten. Okay, ist zwar 80 Euro pro Person teurer als ursprünglich angeboten (bei vier Personen immerhin 320 Euro!). Wir klicken trotzdem auf „wählen“. Und sofort berechnet der Flugvermittler mit dem Frosch den Preis neu. Mit dem ersten Klick steigt der Preis für das Ticket um 30 Euro. Weitere führen wir gar nicht erst aus.
So langsam fühlen wir uns verarscht. Wir sprechen mit den Swoodoo-Verantwortlichen. Sie kennen das Problem. „Die meisten Beschwerden unserer User beziehen sich auf die Preisdifferenz zwischen ursprünglich angezeigter Rate und tatsächlichem Ticketpreis“, sagt ein Sprecher. Man versuche schon lange, dem Einhalt zu gebieten. Doch das sei gar nicht einfach. „Die Preise werden ja nicht in Echt-Zeit dargestellt, sondern von den Partnern übermittelt. Nur stichprobenartig könne man die Angaben prüfen.“
Der Sprecher verweist auf ein neues Feature, das einem den sehr wahrscheinlichen Endpreis recht genau dargestellt, inklusive aller Zahlkosten, die sich die Airlines inzwischen haben einfallen lassen – wie Bagage-Fee oder Payment-Fee. Es ist eine Entwicklung, die den Luftverkehr verändert, und die dazu geführt hat, dass Airlines wie Delta inzwischen mehr Geld verdienen mit dem Gepäck, das sie transportieren, als mit den Passagieren. Oder dass man als Fluggast von Airberlin unzählige Zusatzgeschäfte abschließen kann, so kostet die Reservierung eines Sitzplatzes 11,90 Euro pro Person, pro Flug, ein Sitzplatz mit mehr Beinfreiheit – Notausgang – kostet 30 Euro, man kann Fast-Boarding ordern und ein „Gourmet-Menü“, das die Airline mit einem Wrap illustriert…
12Trip hat den extravaganten Vorschlag, zwei Personen zu streichen. Der Rest ist unverständlich
Wie ist es für uns weiter gegangen? Wir haben noch völlig absurde Momente erlebt, so hat etwa das Portal „12Trip“ die Reservierung modifiziert und nur zwei Tickets gebucht, zwei andere kurzerhand storniert. Und dann wurde uns in wahrlich armseligen Deutsch ein eigentlich ganz interessantes Preismodell vorgeschlagen, der direkt versicherte Ticketpreis. Allerdings zu Kosten von mehr als 2400 Euro für vier Personen von Hamburg nach Gran Canaria, mehr als doppelt so teuer wie anfänglich war das Ticket zwischenzeitlich geworden.
Wir wissen inzwischen, bei welchen Portalen wir bestimmt nie einen Flug buchen werden: Rumbo treibt den Kunden mit einem System von Zuschlägen und Rabatten in den Wahnsinn und den Flugpreis Schritt für Schritt in die Höhe. Mit einem Gesamtpreis von 1356 Euro lockte uns Rumbo bei Swoodoo, bei einem Zwischenstand von 1690 Euro stiegen wir aus und wussten: nie wieder.
Portale wie Rumbo, Govolo, Tripado, 12Trip werden genährt von unserer Preisjäger-Mentalität. Klar, dass wir den Airlines misstrauen, haben die selbst zu verantworten. Viel zu lange verkauften die Fluggesellschaften die eigenen Tickets teurer als die Portale – und verloren viel Buchungs-Traffic. Inzwischen aber bieten die Airlines die besten Preise. Selten sind sie teurer als Online-Portale. Vor allem aber überzeugen sie mit einer klaren Kostenstruktur, mit fairem – wenn auch ausgefuchstem – Geschäftsgebahren und Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die man sogar verstehen kann.
Wir haben zwei Einzelverbindungen gebucht, hin mit Airberlin von Hamburg nach Fuerte, und zurück mit Condor, allerdings nicht nach Hamburg, sondern nach Berlin. Selbst inkl. Mietwagen von Berlin-Schönefeld nach Hamburg-Neustadt ist diese Kombo mehr als 500 Euro günstiger als der Direktflug. Wer also zukünftig bei einer Flugbuchung Ärger und finanzielle Überraschungen vermeiden will, sollte die Flugpreise zuerst bei einer Airline prüfen. Denn entgegen den Behauptungen der Portale, sind die Preise ziemlich stabil. Ein interessantes Learning für Selber-Macher wie uns.
Das alte Spiel: Anbieter präsentiert sich günstig, und schon der erste Klick treibt den Preis